Vorbild für andere Branchen Gewerkschafter verteidigt Steinkohle-Subventionen
16.12.2018, 15:12 Uhr
Kumpel nach getaner Schicht in der letzten noch verbliebenen Steinkohle-Zeche in Bottrop.
(Foto: REUTERS)
Die letzte Steinkohle-Zeche in Deutschland macht dicht. Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis sieht in dem Ausstieg ein Vorbild für den Strukturwandel in anderen Branchen. Auch wenn das viel Geld gekostet hat.
Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Michael Vassiliadis, hat die Subventionen verteidigt, mit denen die hohen Steinkohle-Förderkosten in Deutschland ausgeglichen wurden. Seit dem Beginn der staatlichen Förderung 1960 seien im Schnitt etwas mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr in die deutsche Steinkohle geflossen. "Soviel zahlen wir Stromkunden an EEG-Umlage heute pro Monat", betonte der Gewerkschaftsvorsitzende.
Den mit Milliardenhilfen abgefederten Ausstieg aus der Steinkohle sieht Vassiliadis als Vorbild für den Strukturwandel in anderen Branchen. "Wir haben dafür gesorgt, dass niemand ins Bergfreie gefallen ist", sagte er anlässlich der Stilllegung der letzten deutschen Steinkohlezeche am kommenden Freitag in Bottrop.
Das sei "eine soziale Errungenschaft, die nicht hoch genug geschätzt werden kann". Das müsse auch "Leitsatz für die Gestaltung aller industriellen und strukturpolitischen Transformationen der Zukunft sein". Im Steinkohlenbergbau sind Zehntausende Arbeitsplätze ohne Entlassungen abgebaut worden. Allein in den vergangenen 20 Jahren wurden nach Angaben des Bergbaukonzerns RAG rund 85.000 Stellen gestrichen. Rund 45.000 Mitarbeiter gingen in den Vorruhestand. Bergleute können nach 25 Jahren unter Tage mit 50 Jahren Rente beantragen.
Mit der Schließung der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop wird am Freitag der Steinkohlebergbau in Deutschland endgültig eingestellt. An einer Abschlussveranstaltung auf dem Zechengeländer werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker teilnehmen.
Quelle: ntv.de, nen/dpa