Oracle unter Druck Gewinnmitnahmen drücken Aktienmärkte
24.09.2025, 23:09 Uhr Artikel anhören
Wichtige Inflationsdaten könnten in dieser Woche die allgemeine Zinssenkungserwartung stören.
(Foto: REUTERS)
Die Hoffnungen auf die nächste Zinssenkung könnten mit der Verkündung wichtiger Inflationsdaten einen Dämpfer bekommen. Die Händler an der Wall Street bringen ihre Schäfchen deshalb nach den jüngsten Rekorden lieber ins Trockene. Auch der Goldpreis fällt.
US-Aktienanleger haben am Mittwoch erneut auf die Bremse getreten. Die auf weitere Zinssenkungen lauernden Investoren mussten eher zurückhaltende Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell verdauen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,4 Prozent tiefer mit 46.121 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 und der Index der Technologiebörse Nasdaq verloren je rund 0,3 Prozent. Am Dienstag hatten sie ebenfalls schwächer geschlossen, nachdem in den drei Handelstagen davor Rekordniveaus erreicht worden waren. Das und die Veröffentlichung wichtiger Inflationsdaten am Freitag veranlasste zu Gewinnmitnahmen.
Powell habe die Anleger daran erinnert, dass weitere Zinssenkungen nicht garantiert seien, sagten die Analysten von BCA Research. Er hatte am Dienstag von einer "herausfordernden Situation" gesprochen. Wenn die Zinszügel zu stark gelockert würden, könnte die Inflationsbekämpfung zu kurz kommen, bei einem zu zögerlichen Kurs könnte sich der Arbeitsmarkt unnötig abschwächen. Zugleich sprach der Fed-Chef von "ziemlich hohen Bewertungen" an den Finanzmärkten.
"Der Markt wurde von Powells Äußerungen zur Bewertung des Aktienmarktes etwas überrascht", sagte Thomas Hayes von Great Hill Capital. Dies sei als Signal gewertet worden, dass die Fed angesichts der Rekordrally an der Wall Street möglicherweise besorgt sein könnte.
Für Verunsicherung sorgten auch Daten vom Immobilienmarkt. Diese zeigten, dass die Verkäufe neuer Einfamilienhäuser in den USA im August unerwartet um 20,5 Prozent stiegen. "Wenn der Immobilienmarkt wieder in Schwung kommt, könnte die US-Notenbank dies als Anzeichen dafür werten, dass es weniger Spielraum für Zinssenkungen gibt", sagte William Blair-Analyst Richard de Chazal.
Die gedämpften Zinssenkungsfantasien verliehen dem US-Dollar Rückenwind. Der Dollar-Index, der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, stieg um 0,6 Prozent auf 97,874 Punkte. Damit machte er nach zwei aufeinanderfolgenden Verlustsitzungen wieder Boden gut. Der Euro fiel im Gegenzug um 0,7 Prozent auf 1,1737 Dollar. Die Gemeinschaftswährung wurde zusätzlich durch die überraschend verschlechterte Stimmung in der deutschen Wirtschaft belastet. Der Goldpreis fiel angesichts des Dollar-Anstiegs um 0,9 Prozent auf 3731 Dollar, nachdem er am Dienstag ein Rekordhoch erreicht hatte.
Apple-Spekulationen treiben Intel
Bei den US-Einzelwerten stachen Lithium Americas mit einer Kursexplosion von 95 Prozent auf 6,01 Dollar heraus. Wie Reuters von Insidern erfuhr, strebt die US-Regierung eine staatliche Beteiligung von bis zu zehn Prozent an dem Minenbetreiber an.
Aktien von Freeport-McMoRan stürzten hingegen um 17 Prozent ab. Der Konzern kündigte an, wegen "höherer Gewalt" den Betrieb in einer Mine in Indonesien bis Mitte 2026 auszusetzen und senkte seine Verkaufsprognosen für Kupfer und Gold. In dem Bergwerk, einem der weltweit größten für die beiden Metalle, war es zu mehreren Unfällen gekommen. An den Rohstoffmärkten verteuerte sich Kupfer wegen der Betriebsaussetzung und des sich wohl verknappenden Angebots auf den höchsten Stand seit Mai 2024.
Im Tech-Sektor gerieten Oracle unter Druck. Bloomberg meldete, dass der Hersteller von Unternehmenssoftware mit dem Verkauf von Unternehmensanleihen 15 Milliarden Dollar einnehmen will. Die Aktien verloren 1,7 Prozent. Titel des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba zogen um 8,2 Prozent an. Der Konzern kündigte sein bisher größtes KI-Sprachmodell an und treibt damit seinen Vorstoß im Bereich der Künstlichen Intelligenz voran.
Intel stiegen um 6,4 Prozent. Laut Bloomberg hat sich der Chip-Hersteller an Apple gewandt, um den iPhone-Hersteller für eine Investition in Intel zu gewinnen. Beide hätten auch überlegt, wie sie enger zusammenarbeiten könnten. Die Gespräche seien aber in einem frühen Stadium und könnten auch scheitern. Vor einer Woche hatte Nvidia angekündigt, vier Prozent der Intel-Anteile für fünf Milliarden Dollar zu erwerben. Intel kämpft mit Problemen, auch die US-Regierung ist dem Konzern zu Hilfe geeilt. Intel-Aktien sind daher seit Anfang August um rund 50 Prozent gestiegen.
Quelle: ntv.de, ino/rts