Erneute Prognoseanhebung Glanz der US-Tochter lässt auch Telekom strahlen
09.11.2023, 16:18 Uhr Artikel anhören
Ende September hatten fast sieben Millionen Haushalte hierzulande die Chance auf einen Glasfaseranschluss.
(Foto: picture alliance/dpa)
Für die Telekom läuft es in den USA. In der Folge können die Bonner wiederholt ihre Jahresziele nach oben schrauben. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren - durch eine höhere Dividende und Aktienrückkäufe.
Die Deutsche Telekom hebt im Sog der weiter glänzenden US-Tochter T-Mobile zum dritten Mal in diesem Jahr ihre Ziele an. Gleichzeitig bekräftigte Telekom-Chef Tim Höttges seine Ankündigung einer Dividendenerhöhung und eines milliardenschweren Aktienrückkaufs. Damit wolle die Telekom ihre Eigner an der positiven Geschäftsentwicklung beteiligen, sagte Höttges bei der Vorlage der Quartalszahlen.
Im abgelaufenen dritten Quartal wuchs das Betriebsergebnis auf Jahressicht um 6,2 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro und der Mittelzufluss (Free Cash Flow) um mehr als 60 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Letzteres sei eine Folge der planmäßig verringerten Investitionen in den USA. Dort sei man beim Ausbau des Mobilfunknetzes nach dem modernen 5G-Standard bereits weit fortgeschritten. Der um Wechselkurs- und sonstige Effekte bereinigte Umsatz stieg von Juli bis September zwar nur um 0,7 Prozent. Dies lag aber ebenso wie die beiden übrigen Kennziffern im Rahmen der Prognosen. Unter dem Strich verdiente die Telekom 1,9 Milliarden Euro und damit gut ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor. Der Konzern hat rund 204.000 Vollzeitstellen, 60.000 davon in Deutschland.
"Dass die Zahlen nicht viel Überraschendes boten, kann in diesen Tagen schon als Erfolg gewertet werden", kommentierte Finanzmarkt-Experte Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets. An der Börse legten die im Leitindex DAX enthaltenen Telekom-Aktien etwas zu.
Höttges verteidigt Ausbau-Strategie
In Deutschland gewann die Telekom nach eigenen Angaben in ihrem Geschäft mit schnellen Internet-Verbindungen zudem 96.000 Kunden hinzu. "Zum ersten Mal seit Beginn der Marktliberalisierung haben wir in Deutschland keine Anschlussverluste mehr", sagte Höttges. Er halte zudem weiter an dem Ziel fest, bis zum Jahresende zusätzliche 2,5 Millionen Haushalte an das Glasfasernetz anzuschließen.
Ende September sei "Fiber to the Home" (FTTH) für 6,9 Millionen Haushalte verfügbar gewesen, teilte der Konzern weiter mit. Das waren 2,4 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Bis Ende 2024 soll Glasfaser in Reichweite von mehr als 10 Millionen Haushalten liegen. Wettbewerber bauen ebenfalls aus, die Telekom ist aber mit großem Abstand vorn. Glasfaser gilt als beste Technologie, um den steigenden Datenbedarf im Internetzeitalter zu meistern. Allerdings sind Glasfaser-Verträge in der Regel teurer als Verbindungen über Telefonleitungen (VDSL) oder Fernsehkabel. Daher sind viele Verbraucher noch zurückhaltend - es greift längst nicht jeder zu, wenn Glasfaser endlich bei ihm in der Straße liegt. Die Telekom hat bisher nach eigenen Angaben 910.000 Glasfaser-Kunden in Deutschland und damit 263.000 mehr als ein Jahr zuvor.
Allerdings regt sich auch Kritik am Ausbauverhalten des Branchenprimus: Kleinere Wettbewerber und der Branchenverband Breko werfen ihm einen strategischen "Überbau" vor - also Ausbauvorhaben dort anzukündigen, wo andere Unternehmen bereits präsent sind, wodurch deren Kalkulation durch die drohende Anwesenheit des Marktriesen ins Wanken gerät. Dass zwei Firmen in einer Gegend Glasfaser verlegen und dadurch die ohnehin knappen Baukapazitäten in anderen Gegenden fehlen, sorgt auch in der Politik für Stirnrunzeln. Für Konzern-Chef Höttges ist dies jedoch normaler Wettbewerb. Überbau geschehe nur in zwei Prozent der Ausbaugebiete, sagte er. In anderen Gebieten werde die Telekom überbaut. Er warnte vor regulatorischen Eingriffen, die lokale Monopole erzeugen würden.
Aktionärsprogramm bestätigt
Für das Gesamtjahr 2023 peilt Höttges nun beim bereinigten operativen Ergebnis 41,1 Milliarden statt rund 41 Milliarden Euro an. Der Mittelzufluss werde wohl bei mehr als 16,1 Milliarden statt mehr als 16 Milliarden Euro liegen. "Dies war allgemein erwartet worden, da T-Mobile die Ziele ebenfalls angehoben hatte", sagte ein Börsianer.
Außerdem bekräftigte Höttges die vor einer Woche vorgestellten Pläne für eine zehnprozentige Erhöhung der Dividende auf 0,77 Euro je Aktie und einen zwei Milliarden Euro schweren Aktienrückkauf. Mit Letzterem solle der Verwässerungseffekt der Kapitalerhöhung von 2021, mit der die Telekom die Anteilsaufstockung bei der US-Tochter T-Mobile finanziert hatte, teilweise ausgeglichen werden. "Das Unternehmen setzt damit ein starkes Zeichen, dass es durch den Geschäftserfolg genug Kraft und Mittel hat, die Aktionäre auch auf diesem Weg zu verwöhnen", sagte CMC-Analyst Oldenburger. Das dürfte auch den Bund freuen, der nach Konzernangaben weiter gut 13,8 Prozent an der Telekom hält. Weitere 16,6 Prozent der Aktien entfallen auf die bundeseigene KfW-Bank. Segnet die Hauptversammlung den Dividendenvorschlag ab, würde der Bund somit gut 591 Millionen Euro an Dividende und die KfW fast 638,5 Millionen Euro an Ausschüttung erhalten.
Die Mobilfunktochter hatte im hart umkämpften US-Geschäft dank neuer Paket-Angebote rund um das neue iPhone 15 von Apple im vergangenen Quartal überraschend viele Neukunden gewonnen. Daraufhin hob T-Mobile die Gesamtjahresziele für die Zahl der neuen Festvertragskunden und den Mittelzufluss an. "Die Telekom wächst in unsicheren Zeiten auf beiden Seiten des Atlantiks weiter", sagte Konzernchef Höttges.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa