Warnung eines US-Professors "Google entscheidet über Wahlen"
17.03.2015, 18:06 Uhr
Der Google-Algorithmus ist laut einem US-Professor gefährlich für die Demokratie.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kann Google wirklich Wahlentscheidungen beeinflussen? Das wirft ein US-Forscher der Suchmaschine vor. Er verweist auf die große Macht des Algorithmus. Der Konzern bleibt aber gelassen.
Der US-Forscher Rob Epstein hat auf der Cebit vor möglichen Gefahren der Suchformel von Google für Demokratien gewarnt. "Ganz egal, was das Google-Management für Absichten haben mag: Das Programm entscheidet schon heute über den Ausgang von Wahlen in aller Welt", so der Verhaltenspsychologe. Epstein hatte sich nach einem Disput über eine gehackte Website zum hartnäckigen Google-Kritiker entwickelt. Er fordert eine strenge Regulierung und auch Überwachung von Suchfunktionen, die im Zusammenhang mit Wahlen stehen.
Google wies Epsteins Kritik umgehend zurück und erklärt: "Relevante Antworten zu liefern war von Beginn an die Basis von Googles Suchansatz." Die Such-Ergebnisse würden lediglich das widerspiegeln, was es auch im Internet gebe. "Wir schützen aufs Entschiedenste die Integrität unseres Algorithmus", so der Konzern. Eine Änderung würde zudem das Vertrauen der Nutzer in die Ergebnisse und auch die Firma selbst untergraben.
Unentschlossene Wähler beeinflusst
Epstein wies auf Tests mit insgesamt 4556 Teilnehmern in Indien und den USA hin, die sein Amerikanisches Institut für Verhaltensforschung und Technologie durchgeführt hat. Als Test diente die Wahl in Indien. Dabei habe sich unter etwa 2000 unentschlossenen Wählern gezeigt, dass deren Gunst im Schnitt um 20 bis zu 60 Prozent zugunsten eines Kandidaten verschoben werden könne.
"99 Prozent der Teilnehmer hatten keine Ahnung, dass sie manipuliert wurden", so Epstein. Nach seinen Schätzungen kann durch die Reihenfolge, in der die Politiker in den Suchergebnissen auftauchten, auch bei anderen Tests etwa ein Viertel der unentschlossenen Wähler beeinflusst werden.
"Was wäre aber, wenn man das Tag für Tag und zugeschnitten auf den Internet-Nutzer tun würde", fragte der Wissenschaftler. Immerhin werde der Großteil aller Suchanfragen weltweit von nur einer Firma kontrolliert. In Nordamerika gäben Unternehmen heute schon jährlich mehr als 20 Milliarden Dollar aus, um in den Ranglisten bei den Suchanfragen nach oben zu rücken.
Quelle: ntv.de, sgu/dpa