Verhandlungen gescheitert Großinvestor lässt Ford-Mitarbeiter in Saarlouis hängen
05.10.2023, 16:30 Uhr Artikel anhören
		                      Noch bis 2025 wird am Standort Saarlouis der Ford Focus gebaut. Wie es danach weiter geht, ist offen.
(Foto: dpa)
Schlechte Nachrichten für das Saarland: Der Einstieg eines Großinvestors im Ford-Werk Saarlouis hat sich zerschlagen - und damit eine Perspektive für rund 2500 Arbeitsplätze. Nun will die IG Metall den US-Autobauer bluten lassen.
Die Verhandlungen zwischen Ford und einem Großinvestor über eine Übernahme des Werkes in Saarlouis sind gescheitert. Nach einer eingehenden Machbarkeits-Prüfung und intensiven Verhandlungen, auch mit der saarländischen Landesregierung, ist der Investor abgesprungen.
Darüber wurde die Belegschaft bei einer Versammlung informiert. Wie Ford-Deutschland-Chef Martin Sander sagte, habe der Investor in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass er die Gespräche nicht fortsetzen wolle. Der US-Autobauer hatte im Sommer 2022 entschieden, das Werk im Saarland zu schließen - eine Hiobsbotschaft für die Region. Bis 2025 wird dort noch der Focus gebaut. Was danach passiert, ist für die Belegschaft nach dem Absprung des Investors unklar. Aktuell arbeiten dort 4400 Menschen, hinzu kommen weitere 1300 in Zuliefererbetrieben.
Im Sommer war Hoffnung aufgekeimt: Ford und die saarländische Landesregierung hatten Ende Juni nach monatelangen Verhandlungen eine unverbindliche Vereinbarung mit einem namentlich nicht genannten Großinvestor unterzeichnet. Dadurch hätten 2500 Arbeitsplätze erhalten werden sollen. Medienberichten zufolge soll der chinesische Autobauer BYD unter den Interessenten gewesen sein.
Statt Jubel stehen jetzt Sozialplan-Verhandlungen an. Sollte es keine Einigung geben, kündigte der Betriebsrat des Autobauers bereits Warnstreiks und eine Urabstimmung über einen unbefristeten Arbeitskampf an. Basis für den Sozialplan sind laut Sander 1000 Arbeitsplätze, die bereits zugesagt worden seien. Sie könnten "eine gute Basis sein, so etwas wie einen Gewerbepark an diesem Standort zu schaffen".
"Es wird teuer für Ford"
Am Montag sollten die Verhandlungen fortgesetzt werden. "Es wird für Ford teuer werden. Wir werden ein Zeichen setzen, das andere Unternehmen davor zurückschrecken lässt, Standorte platt zu machen", erklärte die Gewerkschaft IG Metall. Ford bekräftigte, 1000 Arbeitsplätze an dem Standort zu erhalten beziehungsweise schaffen zu wollen.
Laut dem saarländischen Wirtschaftsminister Jürgen Barke hat das Land ein Paket in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags auf den Tisch gelegt. "Es ist uns als Land schließlich gelungen, uns über die Eckpunkte einer Gesellschaftervereinbarung für ein gemeinsames Joint Venture mit dem Investor, weiteren Partnern und dem Land zu einigen", teilte er mit.
Nun sehe er "ganz klar Ford in der Pflicht, seinen Willen zur Zukunftssicherung für die Beschäftigten zu beweisen und vernünftige Angebote auf den Tisch zu legen". Barke kündigte an, unabhängig davon "ab sofort in einen anderen Modus der Zusammenarbeit" einzusteigen. Bis zum 30. September sollte ein bindender Vorvertrag ausgearbeitet werden. Die IG Metall, die für die Beschäftigten hohe Abfindungen gefordert hatte, hatte daraufhin eine geplante Urabstimmung abgesagt.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/rts/DJ