Wall Street schließt im MinusGute Nvidia-Bilanzen bleiben Strohfeuer

Die glänzenden Geschäftszahlen von Branchenprimus Nvidia halten die US-Anleger nicht dauerhaft bei guter Laune. Auch die Skepsis der Fed für eine Zinssenkung im Dezember drückt auf die Stimmung. Dass die Konjukturdaten wegen des Shutdowns veraltet sind, dürfte die Währungshüter vorsichtig stimmen.
Die Euphorie über starke Nvidia-Zahlen hat an der Wall Street schnell wieder nachgelassen und die wichtigsten Indizes zum Börsenschluss ins Minus gedrückt. Jüngste Arbeitsmarktdaten sorgten dafür, dass die Anleger die Chancen für weitere Zinssenkungen schwinden sehen. Die US-Indizes radierten ihre teils kräftigen Kursgewinne gegen Mittag aus. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verlor bis zum Handelsende 0,8 Prozent auf 45.752 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 2,2 Prozent auf 22.078 Zähler nach und der breit gefasste S&P 500 büßte 1,6 Prozent auf 6539 Stellen ein.
Auch die Aktie von Nvidia selbst drehte ins Minus und verlor knapp drei Prozent. Das wertvollste Unternehmen der Welt prognostizierte für die letzten drei Monate des Jahres einen Umsatz, der über den Schätzungen der Analysten lag, und übertraf die Erwartungen für den Umsatz im dritten Quartal. "Diese Situation ist momentan in Ordnung, aber was passiert in drei Monaten, wenn der Markt gespannt auf Nvidias nächsten Quartalsbericht wartet?", sagte Dan Coatsworth, Leiter des Marktbereichs bei AJ Bell. "Auch wenn Nvidias Gewinne und Cashflow so gesund sind wie die eines Ultramarathonläufers, gibt es einige Warnsignale, die man beachten sollte."
Sorgen über die Aussichten, mit der KI-Technologie Geld zu verdienen, sowie über brancheninterne Ausgaben hatten die Märkte belastet. Papiere des Konkurrenten Advanced Micro Devices (AMD) fielen um 7,8 Prozent, Intel gaben 4,2 Prozent nach. Besonders deutlich traf es Micron Technology mit einem Kursrutsch von 10,9 Prozent.
Unklarheit beim Fed-Zinskurs sorgt für Nervosität
Ungewisse Zinsaussichten machten Analysten zufolge zudem die Erleichterungsrally zunichte. Mit dem Dezember-Zinsentscheid der US-Notenbank Fed stehe der nächste Belastungsfaktor vor der Tür, sagte Christian Henke vom Broker IG. Wie aus den Protokollen der jüngsten Notenbank-Sitzung Fed ersichtlich wurde, gingen die Meinungen über den künftigen US-Zinskurs zuletzt auseinander. Viele Teilnehmer schlossen eine erneute Lockerung der Geldpolitik im Dezember aus. Auch Fed-Chef Jerome Powell hatte nach dem Entscheid Ende Oktober die Markterwartungen an eine weitere Senkung bereits gedämpft. Damals schraubte die Zentralbank den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf eine Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent herunter.
Auf dem US-Arbeitsmarkt kamen im September 119.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Ökonomen hatten nur einen Zuwachs von 50.000 Stellen erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg jedoch auf 4,4 Prozent. "Das Problem ist, dass der Bericht veraltet ist und der nächste Bericht erst nach der Fed-Sitzung im Dezember veröffentlicht wird", sagte Art Hogan, Chef-Marktstratege bei B. Riley Wealth. "Das bringt die US-Notenbank Fed sicherlich in eine Zwickmühle und verbessert wahrscheinlich nicht die Chance, dass sie den Weg für Zinssenkungen frei sieht."
Bei den Unternehmen stachen Walmart mit einem Kursplus von 6,5 Prozent hervor. Anleger griffen nach einer angehobenen Prognose des Einzelhändlers zu. Insgesamt habe sich Walmart gut gehalten, auch wenn die Stimmung der Verbraucher etwas getrübt sei, sagte Kim Forrest, Investmentexpertin von Bokeh Capital Partners.