"Lücken im Regal zu Weihnachten" Handel befürchtet Lieferprobleme bis Mitte 2023
06.07.2022, 12:51 Uhr
Fahrradhändler rechnen mit bis zu 18 Monate andauernden Engpässen.
(Foto: picture alliance / dpa-tmn)
Drei Viertel aller deutschen Händler beklagen im Juni Lieferengpässe. Das kann laut IFO-Institut zum "Dauerproblem" werden: Knapp ein Jahr werden die Unterbrechungen noch andauern, vor allem Fahrrad- und Autohändler sind betroffen. Ein Grund dürften Staus von Containerschiffen in China sein.
Die deutschen Einzelhändler erwarten noch lange anhaltende Lieferprobleme. Im Schnitt gingen sie im Juni von 11,5 Monaten aus, wie eine Umfrage des Münchner IFO-Instituts ergab. "Die Lieferprobleme sind zu einem Dauerproblem für den Einzelhandel geworden", sagte IFO-Experte Klaus Wohlrabe. "Auch in diesem Jahr wird es zu Weihnachten wieder Lücken in den Regalen geben."
Am schlimmsten sind dabei die Fahrradhändler betroffen. Sie gehen mit 18 Monaten von der längsten Dauer der Engpässe aus. Gleichzeitig gaben in dieser Gruppe 100 Prozent der Unternehmen an, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden könnten. Im gesamten Einzelhandel lag diese Quote bei 75,7 Prozent. Das ist im Vergleich zum Vormonat ein leichter Rückgang - im Mai waren es noch 80,1 Prozent.
Weniger Engpässe im Lebensmittelhandel
Besonders häufig von Lieferproblemen betroffen sind auch Händler von elektrischen Hausgeräten mit gut 98 Prozent, Autohändler und Baumärkte mit je gut 90 sowie Unterhaltungselektronik und Möbel mit jeweils gut 88 Prozent. Im Lebensmittelhandel entspannte sich die Lage: Im Mai hatten hier noch fast alle Unternehmen über Engpässe geklagt. Nun waren es 77 Prozent. Im Bekleidungshandel sank der Anteil auf 54 Prozent.
Lebensmittelhandel und Bekleidung sind auch die beiden Bereiche, in denen mit 8,2 und 9 Monaten die kürzeste Dauer der Lieferprobleme erwartet wird. Die nach dem Fahrradhandel längsten Engpässe erwarten der Spielwarenhandel mit 14 und elektrische Hausgeräte mit 13,7 Monaten.
Ein Grund für die Probleme dürften die Staus von Containerschiffen in der Nordsee sein. Dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge stecken dort mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität fest. Auch vor den chinesischen Häfen Shanghai und Zhejiang - wo Corona-Lockdowns wochenlang das Be- und Entladen behinderten - wächst die Warteschlange: Mehr als vier Prozent der globalen Frachtkapazität stecken hier fest. China ist der mit Abstand wichtigste deutsche Handelspartner: 2021 wurden Waren im Wert von 245 Milliarden Euro hin- und hergeschickt.
Quelle: ntv.de, mbu/dpa/rts