Arbeitsmarkt erholt sich weiterHebt britische Notenbank bald Leitzins an?

Die britische Notenbank hat den Leitzins zuletzt zwar auf dem Rekordtief von 0,1 Prozent belassen. Sie signalisiert aber zugleich: Eine Erhöhung könnte mit Blick auf die Erholung am Arbeitsmarkt in "den kommenden Monaten" nötig werden. Die Finanzmärkte rechnen schon fest damit.
Die britische Wirtschaft hat im Oktober Stellen aufgebaut und den Währungshütern in London damit Argumente für eine mögliche Zinserhöhung an die Hand gegeben. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 160.000 auf 29,3 Millionen, wie aus den veröffentlichten Daten des nationalen Statistikamtes ONS hervorgeht.
Die britische Notenbank hatten den Leitzins zuletzt auf dem Rekordtief von 0,1 Prozent belassen, doch zugleich signalisiert, dass angesichts der gestiegenen Inflation eine Erhöhung "in den kommenden Monaten" nötig werden könnte.
Die Bank of England (BoE) wies dabei darauf hin, dass sie zunächst die Lage am Arbeitsmarkt nach der ausgelaufenen Kurzarbeiter-Regelung sondieren wolle, bevor eine Straffung der Geldpolitik anstehe. Die Regelung, die der deutschen ähnelt, war am 30. September ausgelaufen. Das Statistikamt schätzt, dass zuletzt noch rund 1,1 Millionen Beschäftigte davon Gebrauch gemacht haben.
Wie das ONS weiter mitteilte, ist die Arbeitslosenquote in den Monaten Juli bis September auf 4,3 Prozent gefallen und damit stärker als von Experten erwartet. Fachleute hatten einen Wert von 4,4 Prozent auf dem Zettel, nachdem die Quote in den Monaten Juni bis August bei 4,5 Prozent gelegen hatte.
Finanzmärkte rechnen fest damit, dass Leitzins im Dezember steigt
Experte Mike Owens von der Fintech-Bank Saxo Markets sieht damit den Weg für eine geldpolitische Straffung geebnet: "Falls die Notenbank vor einer Zinserhöhung einen starken Arbeitsmarkt sehen wollte, hat sie nun offiziell grünes Licht für eine Entscheidung im Dezember bekommen." Notenbank-Chef Andrew Bailey hatte jüngst jedoch darauf verwiesen, dass bis zur Entscheidung im Dezember noch zwei Arbeitsmarktberichte anstehen. Die BoE fasst den Zinsbeschluss am 16. Dezember, der Jobbericht für November wird zuvor am 14. Dezember veröffentlicht.
Bailey hatte unlängst bei einer Anhörung im Parlament gesagt, die hohe Inflation treibe ihn um. Er sei darüber "sehr besorgt". Es solle niemand daran zweifeln, dass sich die Notenbank dagegen stemmen werde. An den Finanzmärkten wird nun fest damit gerechnet, dass der Leitzins im Dezember auf 0,25 Prozent steigen wird.
Die Teuerungsrate ist mit zuletzt 3,1 Prozent weit über das Ziel der Notenbank hinausgeschossen, die einen Wert von zwei Prozent anstrebt. Bei den am Mittwoch anstehenden Verbraucherpreisdaten für Oktober rechnen Experten mit einem Anstieg um 3,9 Prozent. Ihren Höhepunkt dürfte die Inflation laut BoE-Prognose im zweiten Quartal 2022 mit 4,8 Prozent erreichen.