
Dorothee Bär ist seit drei Jahren Staatsministerin für Digitalisierung.
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Die Digitalisierung muss im Alltag ankommen, meint Dorothee Bär. In der neuen Folge des ntv-Podcasts "So techt Deutschland" erklärt die Staatsministerin für Digitalisierung auch, warum sie den Begriff "Hidden Champions" unglücklich findet und was gegen ein Digitalministerium spricht.
Als Hidden Champions werden in Deutschland Unternehmen bezeichnet, die in ihrem Gebiet Großes leisten und vielleicht sogar Weltmarktführer sind. Das Problem: Kaum jemand im eigenen Land kennt diese Firmen. Dorothee Bär stört sich deswegen schon an der Begrifflichkeit. Auslöser war ihre eigene Teilnahme auf einem englischsprachigen Panel in China vor einigen Jahren. Dort hatte sie selbst den Begriff Hidden Champions verwendet, der für Erstaunen sorgte. "Man fragt sich ja gleich, warum die versteckt sind - so als ob wir die verstecken wollten", resümiert die Staatsministerin für Digitalisierung im ntv Podcast "So techt Deutschland". "Wir müssten sie ja eigentlich die 'Wir-stellen-sie-ins-Schaufenster-Champions' nennen", so Bär. Andere Länder seien in der Selbstvermarktung wesentlich selbstbewusster.
Dorothee Bär sieht auch darüber hinaus noch Luft nach oben. "Ich glaube, dass wir eine Schere haben. Wir sind sehr gut in der Digitalisierung bei der wissenschaftlichen Grundlagenforschung", führt sie die Bereiche Künstliche Intelligenz oder auch Quantentechnologie als Beispiele an. Ausgründungen seien dagegen schwierig, aber nicht nur: "Das Entscheidende ist, dass die Alltagsdigitalisierung noch nicht bei allen ankommt", resümiert die CSU-Politikerin.
Dazu gehört auch die Digitalisierung von behördlichen Vorgängen. Wie dringend das ist, zeigt die Corona-Krise. Das Onlinezugangsgesetz (OZG) soll dafür sorgen, dass alle Dienstleistungen des Bundes, der Länder und der Kommunen bis Ende 2022 digital verfügbar sind. "Wir sind noch nicht komplett fertig. Aber ich bin immer noch davon überzeugt, dass wir unseren Zeitplan einhalten können", meint Bär.
"Das ist ein Mindset-Problem"
In "So techt Deutschland" haken die ntv-Moderatoren Frauke Holzmeier und Andreas Laukat bei Gründern, Investoren, Politikern und Unternehmern nach, wie es um den Technologie-Standort Deutschland bestellt ist. Alle Folgen finden Sie in der ntv App, bei RTL+ Musik, Apple Podcasts, Spotify und im RSS-Feed. Auch bei Amazon Music und Google Podcast werden Sie fündig.
Erfolge gibt es laut der Politikerin schon: Beispiele seien das Arbeitslosengeld II, die erweiterten Möglichkeiten der Kfz-Anmeldung oder die Beantragung von Überbrückungshilfen in der Corona-Krise. Wobei gerade die Corona-Hilfen und die damit verbundenen Software-Probleme auch immer wieder in der Kritik standen.
Dass manches nicht immer reibungslos funktioniere, sei aber mitnichten immer eine technische Herausforderung: "Das ist ein Mindset-Problem", erklärt die Staatsministerin angesprochen auf die Einführung der Software Sormas in den Gesundheitsämtern. Ein Problem sei, dass sich viele der Ämter über Jahre hinweg eine eigene IT-Infrastruktur aufgebaut hätten. Ein anderes sei, dass Sormas nun bei zahlreichen Gesundheitsämtern vorhanden sei, aber nicht immer genutzt werde.
Ob ein Digitalministerium solche Prozesse beschleunigen könnte? Das sei zu kurz gedacht, die Gründung einer neuen Behörde löse nicht alle Probleme mit einem Schlag, meint Bär. Es käme zudem auf die Ausgestaltung an. Warum das so ist und was es mit der Rohrpost im Bundeskanzleramt auf sich hat, erzählt die Staatsministerin in der neuen Folge von "So techt Deutschland".
Quelle: ntv.de