Inflation frisst Corona-Polster IFO: Privater Konsum fällt als Wachstumstreiber aus
23.08.2022, 11:11 Uhr
Die Verbraucher werden durch ihr Kaufverhalten in diesem Jahr wohl nicht die Wirtschaft anschieben, meint das IFO-Institut.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Rechnerisch haben die Deutschen in der Hochzeit der Corona-Pandemie zusätzlich 70 Milliarden Euro auf ihren Konten geparkt. Grund war der weitgehende Stillstand des öffentlichen Lebens. Doch das Geld ist dank Inflation weitgehend verloren. Das hat Folgen für die Gesamtwirtschaft.
Die Inflation zehrt dem IFO-Institut zufolge die in der Pandemie angehäuften zusätzlichen Ersparnisse der Deutschen auf. "Die Sparpolster aus der Corona-Zeit sind bei vielen Haushalten nunmehr abgeschmolzen", sagte Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zu der aktuellen Analyse der Bankbilanzen. Gleichzeitig dürften die Verbraucherpreise weiter kräftig steigen. "Damit wird der private Konsum im weiteren Verlauf des Jahres als Konjunkturmotor in Deutschland leider ausfallen."
Die Einlagen der privaten Haushalte bei Banken in Deutschland sind zwischen dem zweiten Quartal 2020 und dem ersten Quartal 2021 kräftig gewachsen. Der Grund: Reisen, Restaurantbesuche und andere Freizeitaktivitäten waren Pandemie-bedingt nicht oder nur eingeschränkt möglich. Dadurch landete viel Geld auf der hohen Kante.
"Legt man die durchschnittliche Sparneigung der fünf Jahre vor Ausbruch der Coronakrise zugrunde, wurden in dieser Zeit gut 70 Milliarden Euro mehr auf den Bankkonten geparkt als üblich", sagte Wollmershäuser dazu. Doch diese sogenannten Überschusseinlagen seien bis zum Ende des ersten Quartals 2022 fast vollständig abgebaut. Und im Frühjahr habe sich diese Entwicklung in beinahe unverändertem Tempo fortgesetzt. "Die hohe Inflation dürfte dieses 'Entsparen' der Haushalte maßgeblich getrieben haben", sagte IFO-Konjunkturchef Wollmershäuser.
Die deutschen Verbraucher leiden derzeit unter der höchsten Teuerung seit Jahrzehnten, weil Energie nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine deutlich teurer wurde. Im Juli lagen die Verbraucherpreise 7,5 Prozent über dem Vorjahr, nachdem die Inflationsrate im Mai mit 7,9 Prozent den höchsten Stand seit dem Winter 1973/1974 erreicht hatte. Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket drücken derzeit die Teuerung für die Verbraucher, doch laufen diese staatlichen Hilfen am Monatsende aus. Experten rechnen deshalb im Herbst mit höheren Inflationsraten von um die neun Prozent.
Quelle: ntv.de, jwu/rts