Wirtschaft

"Suppe statt Festtagsbraten"Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt den zweiten Monat in Folge

17.12.2025, 16:07 Uhr
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In den Chefetagen der deutschen Unternehmen kommt vor Weihnachten keine Festtagsstimmung auf. (Foto: picture alliance / Panama Pictures)

Der spürbare Konjunkturaufbruch bleibt zum Jahreswechsel in Industrie, bei Dienstleistern und im Handel aus: Der Ifo-Geschäftsklimaindex fällt im Dezember erneut, die Wirtschaft stagniert. Im neuen Jahr setzen viele Firmen Hoffnungen auf geplante staatliche Mehrausgaben.

Die deutschen Unternehmen gehen ernüchtert ins neue Jahr und setzen für einen Aufschwung vor allem auf die geplanten staatlichen Mehrausgaben, so die Einschätzung des Ifo-Instituts zur Lage der Wirtschaft. Die Stimmung in den Chefetagen verschlechterte sich demnach im Dezember den zweiten Monat in Folge. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank um 0,3 auf 87,6 Punkte, wie aus der Ifo-Umfrage unter rund 9000 Führungskräften hervorgeht. Ökonomen hatten mit einem Mini-Anstieg gerechnet - Doch die Firmen blickten ähnlich skeptisch auf ihre Lage wie zuletzt, bewerteten aber zugleich ihre Aussichten schlechter. "Das Jahr endet ohne Aufbruchstimmung", resümierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Das Geschäftsklima trübte sich in der Industrie, bei Dienstleistern und im Handel ein. Im Baugewerbe blieb die Stimmung den Angaben zufolge auf niedrigem Niveau. Im laufenden Schlussquartal dürfte die deutsche Wirtschaft bestenfalls minimal wachsen, eher aber auf der Stelle treten, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. "Sie stagniert vor sich hin. In diesem Jahr gibt es keine Geschenke für die deutsche Wirtschaft."

Ähnlich äußerten sich andere Ökonomen: "Zum Jahresausklang bleibt es konjunkturell betrüblich in Deutschland", sagte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Die wirkliche Enttäuschung bleibe der erneute Rückgang der Erwartungen. Vermutlich spielten hier Signale aus Berlin eine große Rolle. "Die Politik liefert nicht, teilweise agiert sie sogar realitätsblind." In früheren Konjunkturzyklen habe in ähnlichen Phasen oft der Erfolg der Industrie auf den Exportmärkten geholfen, erklärte der Analyst. "Davon kann dieses Mal keine Rede sein."

In einem Umfeld "ohne echte Standortpolitik" ruhten die Hoffnungen weiter auf den geplanten Mehrausgaben der Regierung, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Wenn das Fiskalpaket investiv nicht zündet, wonach es derzeit aussieht, bleibt es nur bei einem konjunkturellen Strohfeuer", sagte Krüger und betonte mit Verweis auf die Ifo-Daten: "Das Stimmungsbild fühlt sich nach Graupensuppe statt Festtagsbraten an." Michael Herzum von Union Investment sagte, die "Ernüchterung der vergangenen Monate ist einer gewissen Ungeduld seitens der Unternehmen geschuldet". Das Umsetzen der Investitionspakete lasse auf sich warten. "Der stimmungsaufhellende Ankündigungseffekt ist mittlerweile verpufft." Aber die Mittel könnten nun abgerufen werden.

US-Zölle bremsen deutsche Industrie aus

Auch der an den Finanzmärkten viel beachtete Einkaufsmanagerindex für die deutsche Privatwirtschaft hatte jüngst gezeigt, dass es bei Industrie und Dienstleistern nicht rund läuft. Nach einem Schrumpfen im Frühjahr und einer Stagnation im Sommer dürfte die deutsche Wirtschaft Ende 2025 nach Einschätzung der Bundesbank wieder leicht wachsen. Ein spürbares Anziehen der Konjunktur erwarten Fachleute aber erst für das kommende Jahr, wenn die staatlichen Mehrausgaben für Infrastruktur und Verteidigung für Impulse sorgen dürften.

Die Erholung 2026 kommt laut IMK-Institut erstmals seit Jahrzehnten ohne den traditionellen Schub vom Export aus. "Erstmals seit der Wiedervereinigung dürfte Deutschland dann einen binnenwirtschaftlich angestoßenen Aufschwung erleben", sagte Sebastian Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Allerdings bremsen die US-Zölle und die bröckelnde Wettbewerbsposition im internationalen Konkurrenzkampf die Industrie. "Die deutsche Exportindustrie fällt als Wachstumstreiber aus. Sie bleibt unter Druck," sagte Ifo-Umfragechef Wohlrabe. Besonders das US- und China-Geschäft liefen zuletzt schlecht.

Quelle: ntv.de, bho/rts

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