Mit dramatisch hohen Gebühren Jack Ma schlägt zurück
25.03.2021, 15:11 Uhr
Der Bezahldienst Alipay von Gründer Jack Ma zählt mehr als eine Milliarde offizielle Nutzer.
(Foto: picture alliance / abaca)
Nach dem geplatzten Börsengang im vergangenen Jahr sind auch die Bewertungen der Ant Group eingebrochen. Um einen Rückgang der Profitabilität des Fintechs zu stoppen, zieht Gründer Jack Ma jetzt ordentlich die Gebühren an. Und seinen Geschäftspartnern bleibt nicht anderes übrig, als einzuwilligen.
Chinas größter Finanztechnologie-Konzern Ant Group will in Zukunft höhere Gebühren von lokalen Banken einstreichen, um die Bewertung nach dem verpatzten Börsengang wieder in die Höhe zu treiben. Mehrere Kreditinstitute haben laut Informationen der "Financial Times" zugestimmt, dass Chinas größter mobile Zahlungsdienst Ali Pay die Bearbeitungsgebühr von abgewickelten Transaktionen seit Anfang dieses Jahres um bis zu 80 Prozent steigert.
Für viele Chinesen ist mobiles Zahlen - im Gegensatz zu Deutschen - alltäglich. Anstatt Bargeld oder Kreditkarten nutzen Verbraucher mobile Apps wie Alipay. Das verschafft Ant eine erhebliche Marktmacht bei der Preisgestaltung für seine Dienste. Das Geschäftsmodell funktioniert folgendermaßen: Chinesische Händler zahlen für jede über Alipay getätigte Transaktion eine Gebühr, die zwischen dem Fintech, der Bank des Kunden und dem chinesischen Kreditkartenunternehmen Unionpay aufgeteilt wird. "Ant hat die Oberhand bei den Preisverhandlungen, weil wir auf Alipay zählen, um unser Geschäft auszubauen, sagt eine Führungskraft einer Bank, die mit dem Fintech zusammenarbeitet, der "Financial Times". "Es gibt wenig, was die Regierung tun kann".
Bewertung ist deutlich gesunken
Bevor die Pläne des Finanzdienstleisters Ant Group im November vergangenen Jahres durchkreuzt wurden, war das Unternehmen von Gründer Jack Ma auf dem besten Weg, mit einer Bewertung von mehr als 300 Milliarden US-Dollar an die Börse zu gehen - eine Marktkapitalisierung, die deutlich über jenen der größten Banken der Welt liegt. Ant wäre damit mehr als doppelt so viel wert gewesen wie Mitte 2018 in der jüngsten privaten Finanzierungsrunde.
Stattdessen war Ant gezwungen, sein Geschäft zu restrukturieren und riskantere Aktivitäten zurückzufahren, um den Vorgaben der Regulatoren zu entsprechen. Denn die Shanghaier Börse begründete die Absage des Börsengangs damit, dass sich das "aufsichtsrechtliche Umfeld" geändert habe.
Inzwischen bewerten einige Investoren den chinesischen Finanzdienstleister Insidern zufolge auf Basis seiner Unternehmensdaten für 2020 mit insgesamt mehr als 200 Milliarden Dollar. Die Bewertung liegt damit deutlich unter denen für den geplanten Börsengang im vergangenen Jahr.
Zielscheibe der Anti-Monopol-Regulierung
Um den Rückgang der Profitabilität durch die Änderung im Kreditgeschäft auszugleichen, sei Ant laut dem Bericht gezwungen, aggressiver mit seiner Online-Zahlungssparte umzugehen. "Ant ist immer noch auf der Suche nach einem Börsengang und will seine Bewertung verbessern, die durch die regulatorische Überprüfung einen Rückschlag erlitten hat", zitiert die "Financial Times" eine dem Unternehmen nahestehende Person. "Die Lösung ist, in Bereichen zu wachsen, die mit weniger Einschränkungen einhergehen."
Alipay zählt mehr als eine Milliarde offizielle Nutzer und wickelt mehr als die Hälfte der elektronischen Zahlungen außerhalb des Bankensektors in China ab. Das macht Ant zu einer Zielscheibe für die Anti-Monopol-Regulierung, die darauf abzielt, Unternehmen auf etwa ein Drittel des Marktanteils zu beschränken.
Die regulatorische Verschärfung hat laut "Financial Times" jedoch bislang wenig dazu beigetragen, den Banken mehr Mitspracherecht bei den Verhandlungen mit Ant zu geben. Mehrere Kreditgeber würden es dem Fintech demnach auch im Jahr 2022 erlauben, seinen Anteil an den Transaktionsgebühren zu erhöhen. "Wir können es uns nicht leisten, einen Partner wie Ant zu verlieren", sagte ein Banker, der mit dem Fintech-Konzern zusammenarbeitet.
Quelle: ntv.de, jki