Sicherheitsverstöße ausgemerzt? Japan hebt Betriebsverbot für weltgrößtes AKW auf
27.12.2023, 13:16 Uhr Artikel anhören
Das Atomkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa verfügt über 8,2 Gigawatt Leistung.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Kashiwazaki-Kariwa ist das weltweit größte Atomkraftwerk. Nach der Katastrophe von Fukushima wird es wie viele andere heruntergefahren, könnte nun aber wieder ans Netz gehen. Doch die Zustimmung der lokalen Behörden scheint nach einer Reihe von Sicherheitsverstößen fraglich.
Die japanische Regierung hat das Betriebsverbot für das weltweit größte Atomkraftwerk aufgehoben und damit eine Hürde für die Inbetriebnahme beseitigt. Das Sicherheitssystem der Anlage Kashiwazaki-Kariwa des Konzerns Tokyo Electric Power Co.’s (TEPCO) sei verbessert worden, erklärte die zuständige Atomaufsichtsbehörde NRA. Somit dürfen wieder Uranstäbe angeliefert und in die sieben Reaktoren der Anlage am Japanischen Meer eingeführt werden.
Damit liegt der Ball bei den Kommunen, die grünes Licht geben müssen. Allerdings ist unklar, wann und ob das überhaupt der Fall sein wird. TEPCO erklärte, das Unternehmen arbeite daran, das Vertrauen der örtlichen Behörden zu gewinnen.
Die Anlage mit einer Kapazität von 8,2 Gigawatt ist seit 2012 vollständig vom Netz, als ein Jahr nach der Katastrophe von Fukushima alle Atomkraftwerke heruntergefahren werden mussten. 2021 untersagte die NRA TEPCO die Wiederinbetriebnahme, nachdem zum wiederholten Male schwerwiegende Verstöße gegen die Vorschriften zum Schutz vor Terrorismus festgestellt wurden: TEPCO räumte ein, dass die Anlage an insgesamt 16 Stellen so schlecht gesichert war, sodass Unbefugte das AKW-Gelände ohne Mühe hätten betreten können. Inspektoren der NRA deckten zudem auf, dass TEPCO versucht hatte, die Mängel zu vertuschen.
Vertuschte Pannen
Bereits zuvor traten im Atomkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa regelmäßig Verstöße gegen die Vorschriften auf. So musste Kraftwerksblock 6 im Jahr 2000 vorläufig abgeschaltet werden, nachdem 300-fach erhöhte Iodwerte im Kühlkreislauf gemessen wurden. Zwei Jahre später stellte sich heraus, dass TEPCO 16 Jahre lang Sicherheitsberichte gefälscht und Inspektionen aus Kostengründen verschleppt hatte. Auch in den Jahren darauf wurden immer wieder Mängel festgestellt.
Der Neustart des Atomkraftwerks ist zentraler Teil des TEPCO-Plans, nach der Atomkatastrophe von Fukushima den Betrieb seiner Reaktorflotte wieder aufzunehmen. Von einst 54 Reaktoren in Japan gelten noch 33 als betriebsfähig. Tatsächlich sind derzeit nur zehn Reaktoren in Betrieb.
Quelle: ntv.de, chr/rts