Künftige Lage noch angespannter Jeder zweite ambulante Pflegedienst schreibt rote Zahlen
11.11.2023, 10:55 Uhr Artikel anhören
Eigentlich sollen sie Bedürftigen helfen, aber viele ambulante Pflegedienste leiden selbst massiv unter der schlechten wirtschaftlichen Lage.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Großteil der Pflegebedürftigen in Deutschland wird zu Hause betreut. Eine zentrale Stütze dabei sind ambulante Pflegedienste. Die haben derzeit aber zu kämpfen, wie eine Umfrage der Diakonie ergibt. Die wirtschaftliche Lage ist demnach angespannt und droht noch schlimmer zu werden.
Die Wirtschaftslage der ambulanten Pflegedienste in Deutschland spitzt sich nach einer Umfrage der Diakonie Deutschland zu. Demnach schätzten 72,7 Prozent der befragten ambulanten Pflegedienste der Diakonie ihre wirtschaftliche Situation als angespannt ein. 54 Prozent hätten bereits im Jahr 2022 mit einem Jahresdefizit abgeschlossen. 62 Prozent erwarteten für das Jahr 2023 ein Ergebnis im Minusbereich, teilte die Diakonie Deutschland mit. Zuletzt hatte die Diakonie in Passau wegen finanzieller Probleme Insolvenz anmelden müssen.
Etwa ein Drittel der ambulanten Pflegedienste habe nur noch eine Liquiditätsreserve von drei Monaten oder weniger, ergab die Umfrage. Fast jeder zehnte Dienst sehe seine Situation als existenziell so gefährdet an, dass er möglicherweise in den nächsten zwei Jahren schließen müsse. Hintergrund sind Fachkräftemangel, Zahlungsverzug sowie deutlich gestiegene Kosten im Verhältnis zur gezahlten Vergütung.
Knapp fünf Millionen Pflegebedürftige
"Die Umfrage ist ein Alarmsignal. Die häusliche Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist akut gefährdet. Denn ambulante Pflegedienste sind eine unverzichtbare Säule unseres Gesundheitssystems", sagt Diakonie-Sozialvorständin Maria Loheide. Von den rund 4,9 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden 84 Prozent zu Hause versorgt.
Die Diakonie Deutschland fordert Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation der Dienste: "Die Pflegedienste können nicht dauerhaft in Vorleistung gehen. Wir brauchen eine bessere Zahlungsmoral. Tarifsteigerungen müssen in den Vergütungen umgehend berücksichtigt werden, Vergütungsverhandlungen dürfen nicht verschleppt werden", so Loheide.
Die Online-Umfrage der Diakonie fand im Sommer 2023 statt. An der Umfrage hatten sich den Angaben zufolge 526 Träger ambulanter Pflegedienste/Diakoniestationen beteiligt, die teilweise mehrere ambulante Pflegedienste betreiben. Das entspreche einer Beteiligung an der Umfrage von 45 Prozent.
Quelle: ntv.de, als/dpa