Konjunktur aktuell schwach "Job-Turbo" bei Ukraine-Flüchtlingen zündet nicht
02.02.2024, 07:35 Uhr Artikel anhören
2022 warb die IHK intensiv um ukrainische Geflüchtete.
(Foto: picture alliance/dpa)
Deutschland nimmt in großer Zahl Geflüchtete aus der Ukraine auf. Arbeitgeber erhoffen sich auch einen Schub für die Wirtschaft. Den gibt es durch die vielen Arbeitskräfte durchaus. Zunehmend lahmt er jedoch. Das liegt weniger an den Flüchtlingen.
Gut drei Monate nach dem Start des "Job-Turbos" zur schnelleren Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt kann die Bundesagentur für Arbeit (BA) einem Medienbericht zufolge bei Ukrainern noch kaum sichtbare Erfolge verbuchen. Die Abgangsrate ukrainischer Frauen aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung sei im Januar mit jahresdurchschnittlich 1,2 Prozent sogar geringer als vor einem Jahr mit 1,7 Prozent, berichtet die "Rheinische Post" unter Berufung auf einen BA-Bericht.
Bei den ukrainischen Männern ging die Rate demnach ebenfalls zurück, von 3,4 im Januar 2023 auf 2,4 Prozent im Januar 2024. Die Zahlen stammen aus dem aktuellen Lagebericht der Bundesagentur zur Arbeitsmarktsituation der Geflüchteten.
Der BA-Sonderbeauftragte für den "Job-Turbo", Daniel Terzenbach, nannte als eine Hauptursache die schlechtere Konjunktur, die derzeit Neueinstellungen erschwere. "Die Arbeitslosenzahl insgesamt hat sich im Januar gegenüber dem Vorjahr um fast 200.000 erhöht", sagte er der "Rheinischen Post". "Da ist es schon positiv zu sehen, wenn die Arbeitslosigkeit bei der schwächsten Gruppe am Arbeitsmarkt - und das sind unter anderem Geflüchtete ohne fließende Deutschkenntnisse - nicht merklich steigt."
Es hapert bei der Kinderbetreuung
68 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine seien Frauen, fügte Terzenbach hinzu. "Jede dritte Frau aus der Ukraine ist alleinerziehend, viele finden nur sehr schwer Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Deshalb ist ihre Integration in den Arbeitsmarkt häufig schwerer als bei männlichen Geflüchteten."
"Wir haben derzeit rund 2,4 Millionen Geflüchtete im erwerbsfähigen Alter in Deutschland, davon etwa 840.000 aus der Ukraine", sagte das BA-Vorstandsmitglied weiter. "Insgesamt gehen 750.000 Geflüchtete bereits einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, allein aus der Ukraine etwa 170.000. Es geht also in die richtige Richtung."
"Der Job-Turbo setzt bei denen an, die noch keinen Arbeitsplatz haben", sagte Terzenbach weiter. "Aus der Ukraine sind dies etwa 500.000 Menschen, aus den übrigen acht größten Asyl-Herkunftsländern weitere 600.000."
Quelle: ntv.de, als/AFP