"Niedriglöhne an Tagesordnung" Jobs im Einzelhandel unterdurchschnittlich bezahlt
11.06.2023, 13:16 Uhr Artikel anhören
Harter Job, bescheidener Lohn - viele Angestellte im Einzelhandel verdienen zu wenig.
(Foto: picture alliance / photothek)
Beschäftigte im Einzelhandel haben offenbar immer öfter mit niedrigen Löhnen zu kämpfen. Vor allem Frauen leiden demnach unter den schlechten Bedingungen in der Branche, heißt es in einem Medienbericht. Die Gewerkschaft Verdi droht mit Streik.
Im deutschen Einzelhandel ist die Zahl der tarifgebundenen Arbeitsplätze laut Bundesregierung deutlich zurückgegangen. Zwischen 2022 und 2012 sei der Anteil der tariflich organisierten Branchen-Betriebe von 29 auf 18 Prozent gesunken, berichtete die "Augsburger Allgemeine" vorab unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion. Demnach seien die Jobs in der Branche auch unterdurchschnittlich bezahlt.
So lag das mittlere Einkommen für Vollzeitbeschäftigte im Einzelhandel voriges Jahr mit 2684 Euro um ein Viertel niedriger als im Schnitt aller Branchen. Vor allem Frauen seien betroffen. Denn laut Antwort der Regierung sind 79 Prozent aller Einzelhandels-Beschäftigten weiblich.
"Streik die einzig richtige Antwort"
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Susanne Ferschl, nannte dies vor dem Hintergrund der laufenden Tarifverhandlungen im Einzelhandel alarmierend. "Prekäre Beschäftigung und Niedriglöhne sind im Handel an der Tagesordnung", sagte Ferschl der Zeitung.
"Die aktuelle Inflation trifft sie deswegen besonders hart", betonte sie und forderte die Unternehmen zu deutlichen Lohnerhöhungen auf. Sollten die Arbeitgeber in der nächsten Runde erneut kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen, "ist Streik die einzig richtige Antwort". Die Bundesregierung müsse handeln und dafür Sorge tragen, "dass deutlich mehr Tarifverträge allgemeinverbindlich erklärt werden". Sonst werde sich auch der Arbeitskräftemangel weiter verschärfen.
Die Gewerkschaft Verdi fordert für die Belegschaft im Einzel- und Versandhandel 2,50 Euro mehr Stundenlohn. Im Groß-und Außenhandel fordert die Gewerkschaft 13 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 400 Euro im Monat. "Ziel der Tarifrunde ist es, mit einer deutlichen Einkommenssteigerung einen Beitrag zur Bekämpfung von drohender Armut und Altersarmut im Handel zu leisten, vor allem von Frauenaltersarmut", argumentiert Verdi.
Quelle: ntv.de, can/rts