Wirtschaft

"Wirtschaftliche Atempause" Kaufhof will Beschäftigten ans Geld

Die Warenhaus-Kette Kaufhof wird in diesem Jahr erneut rote Zahlen schreiben. Zur Sanierung des Unternehmens sollen nun auch die 21.000 Mitarbeiter beitragen - und auf Teile der Entlohnung verzichten.

Die defizitäre Warenhauskette Galeria Kaufhof will angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage den Beschäftigten Löhne und Gehälter kürzen. Das Unternehmen habe "den Dialog mit der Gewerkschaft Verdi aufgenommen, um einen neuen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung abzuschließen", teilte Kaufhof mit. So soll das Unternehmen eine "wirtschaftliche Atempause" bekommen, bis die angestoßenen Wachstumsmaßnahmen Wirkung zeigten. Kaufhof beschäftigt etwa 21.000 Mitarbeiter. Verdi prüft nun den Antrag des Konzerns, in Verhandlungen einzusteigen. Die Gewerkschaft setze alles daran, dass den Beschäftigten nicht in die Tasche gegriffen werde, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzender Uwe Hoepfel.

"Unser Ziel ist es, für die Zukunft eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur, einschließlich der Löhne, zu schaffen", sagte der Chef von HBC Europe, Wolfgang Link. "Galeria Kaufhof hat im Jahr 2016 deutliche Verluste verzeichnet und wir erwarten auch für 2017 ähnliche Ergebnisse", sagte Link dem "Handelsblatt". Im Gegenzug für Einschnitte biete Kaufhof den Mitarbeitern eine langjährige Arbeitsplatzgarantie an. Eine Standortgarantie will das Unternehmen jedoch nicht bieten: "Wenn Mietverträge auslaufen, müssen wir immer prüfen, ob eine profitable Weiterführung des Standortes möglich ist", sagte er weiter.

Kaufhof-Arbeitsdirektor Peter Herlitzius sagte in der "Süddeutschen Zeitung": "Wir sind uns bewusst, dass ein neuer Tarifvertrag für unsere Mitarbeiter Einschnitte bedeutet." Der Schritt sei jedoch unvermeidlich, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und damit Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Nach Informationen der Zeitung strebt der Kaufhof eine Kürzung der Löhne und Gehälter von 3 bis 5 Prozent, die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld für drei Jahre und eine Erhöhung der Arbeitszeit durch eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche an.

Im Gegensatz zu Karstadt und vielen anderen Konkurrenten zahlt Kaufhof bisher noch nach dem Flächentarifvertrag. Dies bedeutet höhere Personalkosten. Link bezifferte diesen Kostennachteil auf über 10 Prozent. "Das hat über die Jahre zu einer deutlichen Wettbewerbsverzerrung geführt", so der Manager.

Erste Hinweise auf mögliche Probleme bei dem Kölner Traditionsunternehmen hatte es bereits im Juli gegeben, als der Kreditversicherer Euler Hermes überraschend die Kreditlimits für Kaufhof-Lieferanten spürbar reduzierte. Hudson's Bay hatte Kaufhof vom Metro-Konzern übernommen. Die Kette kämpft mit sinkenden Umsätzen und Verlusten. Für zusätzliche Unruhe sorgte im Frühjahr der überraschende Abgang von Firmenchef Olivier Van den Bossche. Auch beim Mutterkonzern in Amerika liefen die Geschäfte schlecht.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

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