Wirtschaft

Eigener KI-Assistent Joule Künstliche Intelligenz soll 8000 Mitarbeiter bei SAP ersetzen

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SAP fokussiert sich seit einiger Zeit wieder stärker auf sein Kerngeschäft: Software. Dafür setzt den Konzern künftig aber auf weniger menschliche Mitarbeiter, sondern stärker auf Künstliche Intelligenz. 8000 Stellen sollen wegfallen und bei Cloud-Lösungen die Kasse klingeln.

Europas größter Softwarehersteller SAP will mit einem Großumbau die Geschäfte mit Künstlicher Intelligenz (KI) vorantreiben. Von dem Vorhaben seien rund 8000 Mitarbeitende betroffen, teilte das DAX-Schwergewicht am späten Dienstagabend mit. Die Walldorfer hatten vor rund einem Jahr bereits 3000 Jobs gestrichen, um sich schlanker aufzustellen und sich wieder mehr auf das Kerngeschäft rund um die Software zur Unternehmenssteuerung zu konzentrieren.

"Mit dem geplanten Transformationsprogramm verlagern wir verstärkt Investitionen in strategische Wachstumsbereiche, in erster Linie in KI", sagte Vorstandschef Christian Klein. "Damit werden wir auch zukünftig wegweisende Innovationen entwickeln und gleichzeitig die Effizienz unserer Geschäftsprozesse verbessern." Angebote auf Basis dieser Technologie kämen gut an: "Mehr als die Hälfte unserer Kunden entscheiden sich für unsere Premium-Pakete." Früheren Aussagen zufolge kann SAP für seine KI-Angebote Aufschläge von bis zu 30 Prozent verlangen.

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Der Hype um KI in der Softwarebranche hatte sich im vorvergangenen Jahr an der Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT entzündet. Seither möchten alle Softwarekonzerne ein Stück vom erhofft großen zukünftigen Kuchen abhaben und stecken viel Geld in die Technologie.

SAP hatte im vergangenen Jahr bereits eigene Produkte wie den KI-Assistenten Joule vorgestellt, der es Anwendern erleichtern soll, typische Aufgaben in Unternehmen zu erledigen. Nun nimmt SAP-Chef Klein noch einmal rund zwei Milliarden Euro Geld in die Hand – so viel nämlich soll das Umbauprogramm insgesamt kosten.

Umschulungen sollen helfen

Teil des Umbauprogramms sei auch ein Umbau der Konzernstruktur, hieß es. Bei den meisten der rund 8000 betroffenen Stellen sollen Freiwilligenprogramme und interne Umschulungen greifen. Aufgrund von Investitionen in Wachstumsbereiche rechnet SAP damit, dass am Ende des Jahres die Zahl der Mitarbeitenden etwa dem aktuellen Niveau entspricht. Wie viele der vom Umbau betroffenen 8000 Beschäftigten dann noch bei SAP arbeiten, ist derzeit nicht abzusehen.

Der Stellenabbau vor rund einem Jahr hatte bei den Walldorfern nicht zu insgesamt sinkenden Mitarbeiterzahlen geführt. Zum Stichtag Ende Dezember hatte SAP 107.602 Vollzeitbeschäftigte, ein Jahr zuvor waren es 106.312 gewesen. Viele der damals betroffenen Beschäftigten sind aber nicht mehr bei SAP.

Klein und sein Finanzchef Dominik Asam haben sich für das laufende Jahr mehr Tempo bei Cloudumsatz und Ergebnis vorgenommen als im letzten Jahr. So soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 17 bis 21 Prozent wachsen, wenn Wechselkurseffekte ausgeklammert werden. In der Cloud sollen die hereingeholten Abonnements mehr Schub liefern. Klein hat den Vertriebsteams ein währungsbereinigtes Umsatzplus von 24 bis 27 Prozent als Messlatte gesetzt.

Umstellung bei Cloudprodukten

Die Cloudprodukte zur Nutzung über das Netz sind seit längerer Zeit der Wachstumsträger bei SAP. Sie gelten auf lange Sicht als ertragreicher, weil die Kunden mit einiger Laufzeit mehr zahlen als mit dem früher üblichen Paket aus Lizenzsoftware gegen hohe Einmalgebühr und anschließendem Wartungsvertrag. Zunächst aber bedeuten die Cloudverträge Einbußen, weil anfangs die hohen Verkaufspreise der Lizenzsoftware wegfallen.

KI und andere Neuerungen sollen bei SAP künftig den Cloudversionen der Software vorbehalten sein, die Wartung von bestimmten Produkten fest installierter Software läuft auf Sicht aus. So will Klein den Kunden die Cloudangebote schmackhaft machen.

Insgesamt steigerte SAP den Umsatz um 6 Prozent auf 31,2 Milliarden Euro. Im Tagesgeschäft kletterte das bereinigte operative Ergebnis um 13 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro. Im Schlussquartal half dabei gerade auch das lukrative Lizenzgeschäft, das deutlich weniger abfiel als von Experten zuvor geschätzt. Die Cloud-Erlöse wuchsen um 23 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro.

Der Nettogewinn stieg auf 5,9 Milliarden Euro, das war mehr als das Dreifache des Vorjahresgewinns. Vor allem der milliardenschwere Sonderertrag aus dem Verkauf der ehemaligen US-Marktforschungstochter Qualtrics trieb den Überschuss nach oben.

Zudem passte der Konzern seine mittelfristigen Ziele an, um einer veränderten Bilanzierungspraxis Rechnung zu tragen. Weil bei den maßgeblichen Kennziffern künftig unter anderem die Kosten für Aktienvergütungen hineingerechnet werden, werde der operative Gewinn 2025 nun bei rund zehn statt etwa 11,5 Milliarden Euro liegen. Auch hier liegt das Unternehmen über den Erwartungen: Analysten hatten mit einer deutlicheren Senkung gerechnet. Beim Konzern- und Cloud-Umsatz stellt SAP wie bisher 37,5 beziehungsweise 21,5 Milliarden Euro in Aussicht.

Quelle: ntv.de, als/dpa/rts

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