"Erleben eine Verschiebung"Branchen-Boss attackiert Airbus scharf - Lob für Boeing

Die Luftfahrtbranche erwartet Rekordgewinne für das kommende Jahr. Und das, obwohl Flugzeugbauer wie Airbus Lieferschwierigkeiten haben. Der Chef des Weltluftfahrtverbands geht mit Airbus ins Gericht und lobt den Konkurrenten Boeing. Eigentlich seien aber die Triebwerkshersteller schuld.
Der Chef des Weltluftverbands, Willie Walsh, hat scharfe Kritik am Flugzeugbauer Airbus geübt. Das Vertrauen in den europäischen Konzern sei geschwunden, während sich die Leistung des US-Konkurrenten Boeing verbessert habe: "Ich denke, wir erleben eine Verschiebung, bei der allgemein anerkannt wird, dass sich die Leistung von Boeing deutlich verbessert hat."
Walsh sagte: "Die Leute haben viel mehr Vertrauen, dass Boeing seine Zusagen einhält, und wir sehen, dass die Leute weniger Vertrauen in Airbus haben." Airbus hatte sein Auslieferungsziel für 2025 um vier Prozent gesenkt. Grund sind Qualitätsprobleme bei Rumpfteilen seiner A320-Maschinen. Der Schritt kam wenige Tage, nachdem der Konzern 6000 Flugzeuge der A320-Serie wegen eines Softwarefehlers zurückrufen musste.
Letztlich machte Walsh jedoch die Triebwerkshersteller für die Engpässe verantwortlich. Sie seien bei der Lieferung neuer und reparierter Triebwerke weitaus langsamer als die Flugzeugbauer und zwängen diese, ihre Zeitpläne nach hinten zu verschieben.
Grünes Kerosin enttäuscht
Trotz der Lieferprobleme steuert die Luftfahrtbranche in den Augen des Verbands im kommenden Jahr auf Rekordgewinne zu. "Die Fluggesellschaften haben erfolgreich eine krisenfeste Geschäftsstruktur aufgebaut, die für Rentabilität sorgt", sagte IATA-Generaldirektor Walsh. Besonders positiv sei die Entwicklung in Europa. Der Kontinent habe die USA als Region mit dem höchsten Nettogewinn pro Passagier überholt.
Ein leichter Rückgang der Kerosinpreise könne zwar für finanzielle Entlastung sorgen. Regulatorische Kosten, insbesondere in Europa, sowie Unsicherheiten durch globale Konflikte und Störungen des GPS-Signals würden jedoch eine noch höhere Rentabilität behindern. Ohne neuere, effizientere Flugzeuge könnten die Fluggesellschaften ihre Treibstoffkosten nicht senken, hieß es weiter.
Ihre Ziele für den Einsatz von grünem Kerosin wird die globale Luftfahrtbranche der IATA zufolge in den kommenden Jahren voraussichtlich verfehlen. Walsh warf den Treibstoffherstellern sowie den Regulierungsbehörden "enttäuschende" Fortschritte vor: "Wir sehen nicht, dass nachhaltiger Flugkraftstoff (SAF) in den Mengen produziert wird, die wir uns erhofft und erwartet hatten", sagte er. "Das ist enttäuschend." SAF wird größtenteils aus Abfällen oder gebrauchtem Speiseöl hergestellt und kann die Emissionen im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin erheblich senken. Es ist jedoch zwei- bis fünfmal teurer.