Harte Haftbedingungen Macron sorgt sich um Ex-Renault-Chef Ghosn
27.01.2019, 21:41 Uhr
Frankreichs Präsident Macron (links) und Ex-Ranault-Chef Ghosn bei einem Besuch in einer Renault-Fabrik im November 2018.
(Foto: REUTERS)
Seit Mitte November bereits sitzt der Ex-Chef des Autobauers Renault in Japan in Haft. Frankreichs Präsident Macron bereitet das Sorgen, auch wegen der seiner Ansicht nach harten Bedingungen. Damit gerät das japanische Justizsystem erneut in den Fokus.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich wegen der Haftbedingungen des Ex-Renault-Chefs Carlos Ghosn besorgt gezeigt. Die Zeit im Gefängnis dauere schon sehr lange und die Bedingungen seien hart. Das habe er bereits mehrfach dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe gesagt, so Macron zu Journalisten während eines Besuchs in Ägypten. Ghosn besitzt neben der brasilianischen und libanesischen auch die französische Staatsbürgerschaft.
Bereits die Frau des ehemaligen Topmanagers hatte sich beklagte, ihr Mann werde harsch und unfair behandelt und sich an die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch gewandt. Kritiker des japanischen Strafrechtssystems sprechen von einer "Geisel-Justiz": Häftlinge werden täglich stundenlang verhört, in der Regel ohne Beisein ihrer Anwälte. Besuche von Familienangehörigen und Rechtsanwälten sind begrenzt, die Verdächtigen sind von der Außenwelt isoliert.
Ghosn sitzt seit Mitte November in Tokio in Untersuchungshaft. Ihm wird finanzielles Fehlverhalten und Untreue bei Nissan vorgeworfen, an dessen Spitze er stand. Der 64-Jährige soll seine Einkünfte zu niedrig angegeben haben. Ghosn weist die Vorwürfe zurück. Nissan hatte ihn unmittelbar nach seiner Verhaftung als Verwaltungsratschef abgesetzt. Renault hatte gezögert, weil die Gesetzesverstöße noch nicht erwiesen sind.
Frankreichs Finanzminister warnte unterdessen vor übertriebenen Zahlungen an Ghosn. Der Staat werde "äußerst aufmerksam" sein, sagte Bruno Le Maire dem Radiosender France Inter. "Keiner würde verstehen, wenn die Abfindung von Carlos Ghosn exorbitant wäre." Die Festlegung von Ghosns Abfindungspaket steht noch aus. Die französische Gewerkschaft CGT schätzte die Summe auf 25 bis 28 Millionen Euro zusätzlich zur jährlichen Rente von 800.000 Euro.
Quelle: ntv.de, kst/rts/dpa