EU-Agentur sieht positiven Trend Mastbetriebe setzen weniger Antibiotika ein
30.06.2021, 15:56 Uhr
Antibiotika-Resistenzen: Verbraucher sollten auf die Haltungsbedingungen der Tiere achten.
(Foto: picture alliance / Carsten Rehder/dpa)
Die Fleischindustrie ist wegen der Massentierhaltung für Skandale anfällig. Doch nun gibt es von den europäischen Lebensmittelbehörden eine gute Nachricht. Mastbetriebe haben zwischen 2016 und 2018 offenbar ihre Stall-Apotheken verkleinert. Insbesondere gefährliche Antibiotika-Gaben sind zurückgegangen.
Die Hersteller in der Lebensmittelerzeugung setzen immer weniger Antibiotika bei ihren Tieren ein. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht mehrerer europäischer Gesundheits- und Lebensmittelbehörden. "Der Einsatz von Antibiotika ist zurückgegangen und bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren erstmals geringer als beim Menschen", teilte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) bei der Veröffentlichung des Berichts im italienischen Parma mit.
Sie untersuchte zusammen mit der EU-Arzneimittel-Agentur EMA und der EU-Gesundheitsbehörde ECDC Daten zum Antibiotikaverbrauch in Europa zwischen den Jahren 2016 und 2018. In manchen Arzneimittelklassen halbierte sich demnach der Einsatz der Medikamente. "Das ist ein positives Signal, da es verdeutlicht, dass die Maßnahmen wirken und wir auf dem richtigen Weg sind", erklärte Efsa-Chef Bernhard Url.
Resistenzen bei Tieren und Menschen hängen zusammen
Die Verwendung einiger Antibiotika bei Mensch und Tier stehe im Zusammenhang mit Resistenzen von Bakterien gegen diese Wirkstoffe. Diese seien ein "erhebliches Gesundheitsproblem" und belasteten die Wirtschaft. So gebe es etwa einen Zusammenhang zwischen Antibiotika-Resistenzen von Campylobacter-Bakterien bei Tieren und Resistenzen von denselben Erregern bei Menschen. Die EU-Agenturen merkten an, dass noch weiter dagegen vorgegangen werden müsse, um Antibiotikaresistenzen in Europa und auf der Welt zu bekämpfen.
Das Bild innerhalb der EU ist laut dem Bericht vielfältig und variiert je nach Land und Arzneimittelklasse beträchtlich. So werden Aminopenicilline, Cephalosporine der dritten und vierten Generation und Chinolone (Fluorchinolone und andere Chinolone) mehr bei Menschen eingesetzt als bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren, während Polymyxine (Colistin) und Tetracycline mehr bei Tieren als bei Menschen eingesetzt werden, resümiert der Bericht. Weil nur Bakterien gegen Antibiotika resistent werden können und nicht einzelne Menschen, sind Resistenzen kein individuelles Problem. Experten empfehlen Verbrauchern, beim Fleischkonsum darauf zu achten, dass die Haltungsbedingungen der Tiere nachvollziehbar sind.
Quelle: ntv.de, mau/dpa