Wirtschaft

Anschlag von Sousse schreckt ab Mehr Touristen buchen Griechenland

Rhodos.

Rhodos.

(Foto: imago/Westend61)

400.000 Deutsche reisten bisher jedes Jahr nach Tunesien. Nach der Ermordung von 38 Touristen am Strand von Sousse gucken sich viele nach neuen Zielen um - und entdecken Griechenland. Reiseveranstalter wittern Geschäfte ausgerechnet mit dem Krisenland.

Urlauber machen nach dem Anschlag auf ein Strandhotel einen großen Bogen um Tunesien. Ein guter Teil der jährlich rund 400.000 Tunesien-Reisenden aus Deutschland sucht nun nach sicheren Reiseländern - und beschert ausgerechnet Griechenland einen kleinen Boom. Das Land sei - neben der Türkei und Bulgarien - ein beliebtes Ausweichziel für Urlauber, die derzeit nicht mehr nach Tunesien reisen wollten, sagten Sprecher der beiden großen Reisekonzerne Thomas Cook und TUI.

"Die Buchungen für Griechenland wachsen leicht", hieß es bei TUI. Die Lage vor Ort sei entspannt, die Tankstellen seien geöffnet und Geldautomaten funktionierten auch, für Touristen sogar ohne das von der Regierung verhängte Abhebelimit von 60 Euro. Insgesamt lägen die Besucherzahlen leicht über dem Vorjahresniveau.

Kos oder Rhodos von Krise nahezu unberührt

2014 reisten 2,5 Millionen Bundesbürger nach Griechenland - ein Rekord. Viele der Erholungssuchenden buchen bei TUI: Der Konzern aus Hannover ist Marktführer für Griechenland-Reisen. Die Unsicherheiten durch die politische Krise schrecken Touristen nach Aussage von Tourismusprofessor Volker Böttcher von der Hochschule Harz aber nicht ab, da die TV-Bilder hauptsächlich Athen zeigten. "In den Urlaubsdestination wie Kos oder Rhodos schaut es ganz anders aus." Dort bekämen Urlauber kaum etwas von der Krise mit. "Und die Griechen dort freuen sich über jeden Gast."

Und auch ein anderes Land liegt derzeit hoch in der Gunst der Urlauber: Deutschland. "Viele Bundesbürger dürften auch Urlaub im eigenen Land machen, das liegt im Trend." Das gute Wetter dürfte sein Übriges tun, um Deutsche hier zu halten.

Touristen meiden Tunesien

Düster sind hingegen die Aussichten für die tunesische  Tourismusbranche. Bei einem Anschlag Ende voriger Woche im Strandort Sousse sind 39 Menschen getötet worden, darunter auch zwei Deutsche. In der Folge werde ein beträchtlicher Teil der zuletzt 2,9 Millionen Urlauber aus Europa das Land meiden, sagte Angelo Rossini, Reisefachmann bei der Marktforschungsfirma Euromonitor.

Die Touristen dürften erfahrungsgemäß mindestens zwei Jahre weg bleiben - bei neuen Anschlägen auch länger. Daran ändern auch die verschärften Sicherheitsmaßnahmen vor Ort nichts. "Stellen sie sich vor, sie liegen am Strand und vor ihnen patrouillieren Sicherheitsleute mit einem Maschinengewehr", sagte Böttcher. Ein entspannter, sorgenloser Urlaub sehe anders aus. "Die Bilder von dem Anschlag werden noch lange in den Köpfen bleiben."

Quelle: ntv.de, spt/rts

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