Wirtschaft

Weitere Aktionen möglich Mehrstündiger Streik legt Berliner Nahverkehr lahm

Bis zum Mittag fuhren keine Trams, U-Bahnen und Busse.

Bis zum Mittag fuhren keine Trams, U-Bahnen und Busse.

(Foto: imago/STPP)

Kein Bus fährt, keine Tram, keine U-Bahn: Den gesamten Vormittag streiken die Mitarbeiter des Berliner Nahverkehrs - und das unter der Woche. Das erwartete Chaos bleibt jedoch aus, das von Verdi gewünschte Ziel bislang auch.

Ein rund achtstündiger Warnstreik hat große Teile des Berliner Nahverkehrs lahmgelegt. Busse und Straßenbahnen blieben am frühen Morgen in den Depots, U-Bahnhöfe verschlossen. Hunderttausende stiegen auf die S-Bahn, Autos und Fahrräder um oder gingen zu Fuß. Es gab Staus und volle Züge, aber kein Chaos. Auch der Flughafen Tegel war nicht mit Linienbussen zu erreichen. Einen Bahnanschluss hat der Airport nicht.

Von 12.00 Uhr an nahmen Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen den Betrieb wieder auf. In dem Tarifkonflikt bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) will die Gewerkschaft Verdi mehr Geld und Freizeit für die rund 14.500 Beschäftigten der BVG und des Tochterunternehmens Berlin Transport verhandeln: Die Gewerkschaft fordert eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 39 auf 36,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich für alle Beschäftigten. Der kommunale Arbeitgeberverband nannte diese Forderung nicht umsetzbar. Diese lägen bei der Bezahlung im Bundesvergleich an vorletzter Stelle, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt.

"Wir sind die BVG" steht bei einer Kundgebung zum Streik von Arbeitnehmern der Berliner Verkehrsbetriebe auf einem Banner.

"Wir sind die BVG" steht bei einer Kundgebung zum Streik von Arbeitnehmern der Berliner Verkehrsbetriebe auf einem Banner.

(Foto: dpa)

Gefordert wird auch Weihnachtsgeld für Neulinge, ein Wegfall der unteren Lohngruppen und schnellere Gehaltssprünge, zudem für Gewerkschaftsmitglieder einmalig 500 Euro. Am 5. März soll wieder verhandelt werden.

Weitere Warnstreiks sind möglich: In der nächsten Runde der Tarifverhandlungen müsse ein besseres Angebot der Arbeitgeber auf den Tisch, sagte Arndt bei einer Kundgebung vor der BVG-Zentrale: "Sonst müssen wir die nächsten Schritte machen." Die BVG ist das größte kommunale Verkehrsunternehmen Deutschlands. Mit 2,9 Millionen Kundenfahrten ist sie das Rückgrat des Berliner Nahverkehrs. Zum Vergleich: Die S-Bahn zählt 1,4 Millionen Fahrgäste täglich. Sie gehört zur Deutschen Bahn und ist von dem Tarifkonflikt bei der landeseigenen BVG nicht betroffen. Zum Teil setzte die S-Bahn während des Warnstreiks zusätzliche Züge ein. Auch die Regionalzüge fuhren nach Plan.

Nicht gegen, sondern für die Fahrgäste

Das Unternehmen teilte mit, dass der Verkehr nach dem Ende der Warnstreiks noch einige Stunden unregelmäßig sein könne. In Betrieb blieben die Fähren und einige Buslinien am Stadtrand, auf denen Subunternehmer fahren.

Die U-Bahnhöfe blieben während des Streiks geschlossen.

Die U-Bahnhöfe blieben während des Streiks geschlossen.

(Foto: imago/STPP)

Es war der erste größere Warnstreik bei dem Landesunternehmen seit sieben Jahren. Vorab gab es Kritik, dass Verdi schon nach der zweiten Verhandlungsrunde dazu aufgerufen hat und dass die Beschäftigten gleich für mehr als acht Stunden die Arbeit niederlegen. "Wir streiken nicht gegen die Fahrgäste, sondern für die Fahrgäste", sagte Verdi-Landeschefin Susanne Stumpenhusen. Nur mit höheren Löhnen könne die BVG das nötige Personal finden, um das gute Angebot in der wachsenden Hauptstadt zu erhalten. Der Pressesprecher für den Verdi-Landesbezirk Berlin-Brandenburg, Andreas Splanemann, sagte, der Arbeitgeber habe es nun in der Hand, "mit einem besseren Angebot die Situation zu entschärfen".

BVG-Chefin Sigrid Nikutta erteilte der Forderung nach einer Arbeitszeitreduzierung bereits am Donnerstagabend eine Absage. Die Berliner Verkehrsbetriebe bräuchten 500 Fahrer mehr, wenn sie die Arbeitszeit verkürzten, sagte sie im RBB. "Das wäre jetzt für den Moment nicht die richtige Lösung, wenn wir ohnehin in diesem Jahr schon 1100 Fahrer einstellen wollen."

Die BVG-Chefin versicherte, dass es genug Bewerber für diese Jobs gebe. Sie müssten jedoch erst ausgebildet werden. Die richtige Bezahlung der Mitarbeiter sei allerdings ein wichtiges Thema. Berlin habe eine lange Phase des Sparens hinter sich. Da werde die BVG nun nachsteuern.

Quelle: ntv.de, agr/dpa/AFP

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