Wirtschaft

"Strom vor Ort nutzen" Mietshäuser sollen zu Energieproduzenten werden

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"Müssen noch viel Überzeugungsarbeit leisten", so Naturstrom.

"Müssen noch viel Überzeugungsarbeit leisten", so Naturstrom.

(Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Strom aus Photovoltaikanlagen wird in Deutschland immer wichtiger. Allerdings finden sich die meisten Anlagen bisher auf Eigenheimen im ländlichen Raum oder auf gewerblichen Dächern. Einer der Pioniere der Erneuerbaren Energien will das ändern. "Die Innenstädte spielen eine große Rolle, weil dort ein wichtiger Teil des Energieverbrauchs stattfindet", sagt Sarah Debor, die das Konzept bei Naturstrom vorantreibt, im Podcast "Die Stunde Null". Das Unternehmen gehörte in Deutschland zu den Pionieren bei den Anbietern Erneuerbarer Energien und will nun auch in Mehrfamilienhäusern Ökostrom produzieren.

Sie fordern, die Energiewende müsse in die Innenstädte getragen werden. Wie soll das passieren?

Sarah Debor: Die Innenstädte spielen eine große Rolle, weil dort ein wichtiger Teil des Energieverbrauchs stattfindet. Zugleich gibt es sehr spannende Energiequellen in unseren Städten. Zum einen unsere Dächer für Stromversorgung oder Solarthermie. Aber auch für die Wärmeerzeugung gibt es viele Energiequellen, die lange Zeit nicht ausreichend in Betracht gezogen worden sind.

Und wie sollen diese Quellen genutzt werden?

Wir möchten gerne den Energieverbrauch und die Produktion in der Stadt zusammenbringen. Am liebsten im Quartier, also dort, wo die Menschen wohnen.

Mittlerweile relativ üblich ist das Einfamilienhaus mit der Solaranlage auf dem Dach, immer häufiger in Kombination mit einem Speicher. In Mehrfamilienhäusern in der Stadt ist das deutlich schwieriger. Wie kann sich das ändern?

Die Bundesregierung hat ja eine Solarstrategie, die bewirken soll, dass so viele Dächer wie möglich in den Städten mit Photovoltaik bestückt werden können. Einige Städte haben sogar schon eine Solarpflicht im Neubau eingeführt. Wir glauben, dass es wichtig ist, den Strom nicht nur zu produzieren, sondern sich auch zu überlegen, was man damit macht.

Was bedeutet das?

Das effizienteste ist es, diesen Strom nach Möglichkeit direkt vor Ort zu nutzen. Die Technik dafür ist ausgereift, aber die energiewirtschaftlichen Regelungen in Deutschland sind teilweise sehr komplex. Das hat dazu geführt, dass es einfacher ist, in einem Eigenheim den Strom einer PV-Anlage zu nutzen als in einem Mehrparteienhaus.

Es wird ja nun versucht, genau das zu vereinfachen. Wie gehe ich als Vermieter in einem Mehrfamilienhaus vor, wenn ich Strom für meine Mieter produzieren möchte?

Nehmen wir als Beispiel einen Eigentümer eines größeren Wohngebäudes mit 30 Wohneinheiten – mit einem gut geeigneten Dach. Der müsste sich zunächst überlegen, ob er die PV-Anlage selbst installiert oder sich jemanden sucht, der das für ihn übernimmt. Mit großer Wahrscheinlichkeit würde der Eigentümer sich dann mit einem Stromanbieter in Verbindung setzen, der dabei helfen kann, dass der Strom aus der Anlage auch ins Gebäude fließt. Das muss dann zählertechnisch gewährleistet werden, und damit ist die technische Seite eigentlich erledigt. Nun hat der Vermieter zwei Möglichkeiten: Entweder er verkauft den Strom aus der Anlage selbst an seine Mieter, dann müssten die sich allerdings zusätzlich einen Stromvertrag mit einem Lieferanten suchen, der den Rest bereitstellt. Oder der Eigentümer geht auf einen Stromanbieter zu, der für ihn die Rolle des Lieferanten von Mieterstrom übernimmt. Der könnte dann die Vollversorgung anbieten, inklusive des selbst erzeugten Sonnenstroms.

Die Module sind günstig, die Bundesregierung will mehr Anlagen – ist das jetzt ein günstiges Umfeld für solche Projekte?

Mieterstrom und dezentrale Konzepte für die Energieversorgung bleiben komplex. Auch in der Abwicklung. Zu den Kosten für die Technik kommt noch ein großer Batzen für die Projektentwicklung hinzu. Deshalb ist das nach wie vor kein Selbstgänger. Wir sehen ein großes Interesse, aber gerade in Bestandsgebäuden muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, bis es zu einem Projekt kommt.

Mit Sarah Debor sprach Nils Kreimeier

Das Interview wurde zur besseren Lesbarkeit gekürzt und geglättet.

Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null"

  • Wie das Konzept des "Mieterstroms“"funktioniert
  • Welche Rolle die Statik auf den Dächern für die Solaranlagen spielt
  • Wie Abwasserkanäle für die Wärme genutzt werden


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Quelle: ntv.de

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