Wirtschaft

Streit um Firmensitz Milliardenpoker um die Meyer Werft

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Die spektakuläre Überführung der Kreuzfahrtriesen aus Papenburg über die Ems zieht regelmäßig Schaulustige an.

Die spektakuläre Überführung der Kreuzfahrtriesen aus Papenburg über die Ems zieht regelmäßig Schaulustige an.

(Foto: picture alliance/dpa)

Trotz voller Auftragsbücher ist die Meyer Werft in Geldnot. Allein in Niedersachsen sind Tausende Arbeitsplätze in Gefahr. Ministerpräsident Weil plädiert für Staatshilfen. Dafür müsse die Unternehmensführung allerdings auf "berechtigte Anliegen des Staates eingehen".

Die Kreuzfahrtbranche boomt, die Rüstung ebenso. Kriegsmarinen wie Tourismuskonzerne bestellen fleißig neue Schiffe. Auch bei der Meyer Werft sind die Auftragsbücher gut gefüllt. Dennoch steckt das Unternehmen an seinen Standorten in Papenburg, Rostock und dem finnischen Turku in akuten finanziellen Schwierigkeiten. 2,7 Milliarden Euro benötigt die Werft, um die laut Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil "existenzielle Krise" zu überstehen. Weil würde gerne mit Staatsgeld helfen, um Tausende Arbeitsplätze in seinem Bundesland zu retten. Doch dafür stellt der Politiker Bedingungen - an die Meyer Werft und an den Bund.

Das Geld fehlt der Werft unter anderem, weil vor Jahren geschlossene Verträge für den Bau von Kreuzfahrtschiffen keine Anpassungen an inzwischen drastisch gestiegene Kosten vorsehen. Zudem leisten Reedereien üblicherweise bei Auftragsvergabe nur eine kleine Anzahlung für die teilweise Hunderte Millionen Euro teuren Schiffe. Den Großteil des Kaufpreises muss die Werft vorfinanzieren.

Mit ihrem Hauptstandort Papenburg an der Ems ist die Meyer Werft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Niedersachsen. 3000 der insgesamt 7000 Mitarbeiter der Werftengruppe arbeiten hier. Über die Stammbelegschaft und über Niedersachsen hinaus hängen laut Weil "etliche Tausend Arbeitsplätze" von der Werft ab.

Deshalb will Weil, dass der Staat hilft. "Wenn wir gute Gründe dafür haben, dass das Unternehmen eine Perspektive hat, werden wir uns sehr dafür einsetzen, diese Zukunft auch möglich zu machen. Das tun wir, weil wir Arbeitsplätze retten wollen", sagte der Regierungschef. Dafür müsse das Unternehmen aber seinen Firmensitz aus Luxemburg zurück nach Deutschland verlegen. Auf die Frage, ob dieser Schritt eine zwingende Voraussetzung für staatliche Hilfe sei, sagte Weil: "Ja, so sehen wir das." Es gehe um viel öffentliches Geld. "Dann muss man auch von den Eigentümern verlangen, dass sie auf berechtigte Anliegen des Staates eingehen", sagte der SPD-Politiker. Die Entscheidung für den Sitz in Luxemburg hatte die Meyer Werft 2015 getroffen, um keinen Aufsichtsrat einrichten zu müssen. Im Aufsichtsrat sind Eigentümer und Arbeitnehmer eines Unternehmens paritätisch vertreten.

Ökonom: Staatsbeteiligung ist keine Subvention

Derzeit liefen vertrauliche Gespräche mit dem Unternehmen und dem Bund und es würden Gutachten zur Zukunftsfähigkeit der Werft erstellt. "Klar ist: Auch der Bund muss sich engagieren, wenn die Rettung gelingen soll", forderte Weil. Außerdem brauche es Vereinbarungen mit Banken, und man müsse wissen, wie die Kunden zu dem Unternehmen stehen. "In sämtlichen Bereichen laufen die Gespräche auf Hochtouren", sagte Weil. Viel Zeit für eine Entscheidung bleibe angesichts der finanziellen Zwänge des Unternehmens nicht mehr. "Wir müssen sehr zügig wissen, woran wir miteinander sind", sagte der Ministerpräsident. Berichten zufolge werden derzeit mehrere Modelle für Hilfen an die Meyer Werft geprüft, etwa eine Bürgschaft oder ein Einstieg des Staates mit Eigenkapital bei dem Unternehmen.

Auch der Ökonom Jens Südekum befürwortet solche Hilfen. Die Meyer Werft sei ein Unternehmen "mit einem gesunden Geschäftsmodell". Sollte sich der Staat dort temporär beteiligen, sei dies keine Subvention. "Es ist eine Eigenkapitalbeteiligung, eine Bürgschaft, für die der Staat auch Geld bekommt", sagte Südekum ntv. Ziel müsse sein, dass der Staat dann auch "nach einigen Jahren mit Gewinn wieder aussteigt".

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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