Lohn werde teils nicht gezahlt Mitarbeiter werfen KTM erzwungene Kündigungen vor
16.12.2024, 12:59 Uhr Artikel anhören
Hunderte Stellen sollen bei KTM gestrichen werden. Manche Arbeiter hätten nichts mehr zu tun, berichteten Betroffene.
(Foto: PR/KTM AG)
Motorradbauer KTM will sich aus der Insolvenz retten - auch mit zahlreichen Entlassungen. Die versucht das Unternehmen teils mit massivem Druck auf die Belegschaft zu erwirken, berichten Angestellte. Zudem sei Lohn mehrfach nicht gezahlt worden. Die Nerven sollen blank liegen.
Die Situation beim Motorradbauer KTM scheint dramatischer zu sein, als zunächst angenommen wurde. Das Unternehmen mit rund 3600 Angestellten rutschte in die Insolvenz, will sich selbst verwalten. 250 Kündigungen wurden bereits ausgesprochen, 500 weitere sollen folgen. Nun erhielten die Verbliebenen bei KTM die nächste Schocknachricht: Ein zugesicherter Dezember-Lohnvorschuss in Höhe von 90 Prozent könne nicht ausbezahlt werden, und das, nachdem es den Novemberlohn noch gar nicht gab. Das berichtete die Arbeiterkammer Oberösterreich.
Kammerpräsident Andreas Stangl zeigte sich in einer Mitteilung entsetzt: Erst "wurden schon die Novemberlöhne und -gehälter sowie das Weihnachtsgeld nicht ausbezahlt. Und jetzt kurz vor Weihnachten diese Nachricht!" Er bemängelte, dass es "keine Handschlagqualität mehr bei der Geschäftsführung von KTM" gebe. Die Kammer, die sich als gesetzliche Interessenvertretung für die Belange der Arbeitnehmer einsetzt, will "auf jeden Fall alles unternehmen", damit die Angestellten ihre ausstehenden Gelder bekommen.
"Ich habe weder Lohn noch Vorschuss bekommen, obwohl mir das versprochen wurde", ärgerte sich eine betroffene KTM-Mitarbeiterin über das Vorgehen der Firma und wandte sich an die österreichische Tageszeitung "Heute". Ein anderer pflichtete bei: "Ich muss einen Weg finden, meinen Kindern zu erklären, wieso Geschenke fehlen werden." Er befürchtete, dass sie weinen werden. Der Angestellte selbst versuche, mit wenigen Hundert Euro um die Runden zu kommen.
Angestellte sitzen "acht Stunden in der Kantine"
KTM-Sprecher Hans Lang erklärte der Zeitung, dass "selbstverständlich grundsätzlich kein Druck auf Mitarbeiter ausgeübt" werde. Eine Arbeiterin erlebte jedoch genau das Gegenteil. Wenn sie eine vorgelegte Blankokündigung nicht unterschreibe, "dann putzt du das Klo", sei ihr gesagt worden, berichtete die Frau "Heute". Sie könne sich alternativ auch arbeitslos melden, würde dann 55 Prozent ihres bisherigen Lohns vom Amt bezahlt bekommen und sich nebenher mit einer Beschäftigung auf Geringfügigenbasis etwas dazuverdienen - "dann geht das schon", hätte es geheißen.
Die Frau eines Angestellten schilderte eine andere Situation: "Es werden immer weniger Menschen, die überhaupt noch in der Firma erscheinen, da sie keine Aufgaben erhalten", sagte sie. Einige Beschäftigte würden "nach Hause geschickt, weil es keine Arbeit gibt". Dies sei "einfach empörend". Sie erklärte weiter: "Die, die noch dort sind, müssen dann acht Stunden in der Kantine verbringen." Schon dreimal hätte das Unternehmen, das zur Pierer Mobility AG in Mattighofen gehört, versucht, ihren Mann zum Unterschreiben der Kündigung zu zwingen, berichtete die Frau der Zeitung.
Schlägerei unter Mitarbeitern?
Entgegen der Schilderung des Konzernsprechers wandte sich eine Führungspersönlichkeit an die Zeitung und berichtete von fragwürdigen Kündigungspraktiken. "Die letzten Wochen musste ich leider, auch auf Druck von oben, weiter Druck auf meine Kollegen ausüben." Die Belegschaft würde nach dem Prinzip "ich mag dich, ich mag dich nicht entlassen", sagte er weiter. "Letzte Woche hatten wir nach der Kündigung sogar eine Schlägerei im Werk." "Unter den Mitarbeitern herrscht große Betroffenheit und Verunsicherung", fasste Gewerkschafts-Regionalsekretär Mario Moser-Luger die Lage im insolventen Betrieb zusammen.
Quelle: ntv.de, mpa