VW-Aufsichtsrat prüft Forderungen Müssen Piëch und Winterkorn zahlen?
05.02.2017, 16:52 Uhr
Piëch und Winterkorn (r.) hier 2014 bei der Hauptversammlung der Volkswagen AG. Seit wann wussten sie von den Diesel-Manipulationen?
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Abgasskandal belastet Ex-Aufsichtsratschef Piëch den früheren VW-Boss Winterkorn – und sich selbst. Am Ende werden sie beide womöglich zur Kasse gebeten. Der Aufsichtsrat will laut einem Bericht Schadenersatzforderungen gegen sie prüfen.
VW-Großaktionär Ferdinand Piëch muss sich nach den Worten von VW-Aufsichtsrat und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann womöglich auf Schadenersatzforderungen des Konzerns einstellen. Piëch hatte gegenüber der Staatsanwaltschaft Braunschweig ausgesagt, dass er den damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn früher als bisher zugegeben über die Manipulation der Diesel-Motoren unterrichtet habe. Träfe die Aussage zu, dann stelle sich die Frage, "ob Professor Piëch seine Pflichten als damaliger Aufsichtsratsvorsitzender erfüllt hat", sagte Hofmann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Dann seien mögliche Haftungsansprüche zu prüfen.
Für Winterkorn gilt Hofmann zufolge dasselbe: War der ehemalige Vorstandsvorsitzende tatsächlich früher in die kriminellen Machenschaften seiner Ingenieure eingeweiht, wie von Piëch angedeutet, dann "werden wir das in die laufende Prüfung möglicher Haftungsansprüche gegen Organmitglieder einbeziehen", sagt Hofmann dem Blatt.
Was wusste die VW-Spitze?
Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hatte vor einer Woche erst die Ermittlungen gegen Winterkorn auf Betrugsverdacht ausgeweitet. Laut den Strafverfolgern hatten sich "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte" ergeben, dass der ehemalige Konzernchef früher als von ihm öffentlich behauptet von der Betrugssoftware und ihrer Wirkung gewusst haben könnte. Dabei berief sich die Ermittlungsbehörde auf eigene Vernehmungen von Zeugen und die Auswertung beschlagnahmter Dateien.
Der damalige VW-Aufsichtsratschef, Piëch soll Medienberichten zufolge bereits im Februar 2015 von Problemen mit Abgas-Manipulationen in den USA erfahren haben. Ein mysteriöser Tippgeber habe den VW-Patriarchen im Vier-Augen-Gespräch über mögliche Probleme in den USA informiert, hieß es am Wochenende.
Volkswagen hatte vor knapp eineinhalb Jahren - im September 2015 - auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Dieselabgaswerte mit einer Software manipuliert zu haben. Diese erkennt, ob sich ein Wagen auf dem Prüfstand befindet und hält auch nur dann die Stickoxidgrenzwerte ein.
Im normalen Straßenverkehr ist der Schadstoffausstoß um ein Vielfaches höher. Weltweit sind davon rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Die Aufarbeitung des Skandals kostet den Wolfsburger Konzern allein in Nordamerika umgerechnet bis zu 22 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, hul/rts