Lange Warteliste Musk übergibt den ersten Cybertruck
01.12.2023, 00:59 Uhr Artikel anhören
Elektro-Pickups gibt es auf dem US-Markt schon länger - aber kaum jemand kauft sie. Das könnte sich nun ändern. Rund zwei Jahre später als geplant bringt Tesla seinen Cybertruck auf den Markt. Die Nachfrage für das kantige Elektromonster ist hoch, doch Kaufwillige brauchen Geduld.
Tesla hat mit der lang erwarteten Auslieferung des Cybertruck begonnen. Firmenchef Elon Musk übergab mehrere der futuristisch anmutenden Elektro-Pickups persönlich an die ersten Käufer. Als der Cybertruck vor vier Jahren vorgestellt wurde, war noch von einem Produktionsbeginn bis Ende 2021 die Rede. Als Preisspanne waren zwischen 40.000 und 70.000 Dollar in Aussicht gestellt worden. Jetzt kostet schon die günstigste Ausführung mit Hinterradantrieb 61.000 Dollar - vor Steuern, Rabatten und Zuschüssen. Die PS-stärkste Variante "Cyberbeast" soll ab 100.000 Dollar zu haben sein, das Modell mit Allradantrieb ab 80.000 Dollar.
Wie viel die ersten Cybertruck-Käufer für ihre Wagen bezahlt haben, ist unklar. Ungeachtet des Preises ist die Nachfrage hoch: Bislang haben sich eine Million Kaufwillige mit einer Anzahlung von 100 Dollar auf die Warteliste setzen lassen.
"Endlich sieht die Zukunft aus wie die Zukunft", lobte Musk. Der Cybertruck sei "nützlicher als ein LKW" und "schneller als ein Sportwagen", erklärte er zu einem Video, in dem der Cybertruck erst einen Porsche 911 abschleppt und dann einen anderen benzinbetriebenen 911er in einem kurzen Rennen schlägt. "Im Grunde ist es ein unglaublich nützlicher Truck. Er ist nicht nur ein Vorzeigeobjekt wie ich."
Tesla betritt mit dem Cybertruck ein äußerst lukratives Marktsegment in den USA. Pickups gehören dort zu den beliebtesten Fahrzeugen. Im vergangenen Jahr war der Chevrolet Silverado das meistverkaufte Modell im Land, in den vergangenen Jahren war es oft Fords F-Serie.
Die US-Autoriesen haben inzwischen eigene Elektro-Pickups im Angebot, die allerdings kaum gefragt sind. So setzte GM im vergangenen Quartal gerade mal 18 Wagen des Silverado EV ab - und rund 143.500 Fahrzeuge des Modells mit Verbrenner- und Hybrid-Antrieben. Daneben konkurriert der Tesla-Pickup mit dem R1T von Rivian Automotive mit einem Einstiegspreis von 73.000 Dollar und dem größeren und leistungsstärkeren Hummer EV für über 96.000 Dollar von General Motors.
Schwierige Serienfertigung
Die großen Hersteller führen die bislang verhaltene Nachfrage nicht nur auf anfängliche Engpässe in der Produktion zurück, sondern auch auf ein aktuell grundsätzlich geringeres Interesse an den teureren Elektrofahrzeugen zurück. Tesla will bis zu 250.000 Cybertruck-Pickups pro Jahr bauen, Musk geht aber davon aus, dass diese Marke vermutlich nicht vor 2025 erreicht wird. "Wir haben uns mit Cybertruck unser eigenes Grab geschaufelt", sagte er kürzlich angesichts der enormen Herausforderungen bei der Serienfertigung aufgrund der neuen Technologie und des Designs.
Der Cybertruck als großes Edelstahl-Dreieck sieht ganz anders aus als traditionelle Pickups. Das wurde von einigen Autodesign-Experten kritisiert oder belächelt. Die ungewöhnliche kantige Form liege daran, dass die extra für den Cybertruck entwickelte Stahl-Legierung so hart sei, dass sie nur eingeschränkt gebogen werden könne, betonte Musk im Tesla-Werk im texanischen Austin.
Teslas Designchef Franz von Holzhausen wiederholte die vor vier Jahren schiefgegangene Demonstration der Festigkeit der Cybertrucks-Fenster. Diesmal prallte ein von ihm geworfener Stahl-Ball tatsächlich von der Scheibe ab. Damals zeigten die Fenster Risse. Tesla demonstrierte zuvor auch, wie die Karosserie den Kugeln einer Thompson-Maschinenpistole standhielt. Experten betonten danach allerdings, dass die Tommy-Guns vor mehr als 100 Jahren konzipiert wurden und das Fahrzeug bei moderneren Waffen verwundbarer wäre.
Quelle: ntv.de, ino/dpa/rts