Wirtschaft

Brauwirtschaft diskutiert hitzig Muss das Flaschenpfand auf 15 Cent steigen?

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Werden für einen Kasten Bier bald 10 Euro Pfand fällig?

Werden für einen Kasten Bier bald 10 Euro Pfand fällig?

(Foto: picture alliance / Daniel Kalker)

Die deutschen Bierbrauer haben ein Problem: Ihren Kunden bringen ihre Bierflaschen zu langsam und zu selten zurück. Ein Teil der Branche regt daher eine Anhebung des Flaschenpfandes an. Doch dieser Schritt würde die Brauereien anfangs erst einmal weitere Millionen kosten.

In der deutschen Brauereibranche wird über das Pfand diskutiert. Denn vor allem ein verändertes Einkaufsverhalten der Biertrinker hat dazu geführt, dass die Rückgabe von Leergut lahmt. Gleichzeitig sind die Kosten für die Herstellung neuer Bierflaschen deutlich gestiegen. Manche Brauereien plädieren daher für ein deutlich höheres Pfand auf Mehrweg-Glasflaschen, um die Rückgabe zu beschleunigen. Doch die Umstellung könnte kurzfristig für Kosten von Hunderten Millionen Euro verursachen und Kunden verschrecken.

Kern des Problems sind die Produktionskosten. Eine neue Bierflasche ist sehr viel teurer, als das auf sie erhobene Pfand von in der Regel 8 Cent. "Mit der aktuellen Pfandhöhe ist der Rückgabeanreiz nicht groß genug. Dadurch gehen viele Flaschen und Kästen verloren und müssen teuer nachgekauft werden", sagt Lothar Ebbertz. Der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds ist überzeugt: Ein höheres Pfand könnte die Flaschen schneller zurückbringen. Dennoch ist der Verband kein Verfechter einer Erhöhung, denn "der Teufel steckt im Detail".

Kosten von 680 Millionen Euro

Auch der Deutsche Brauer-Bund ist zurückhaltend. Eine Pfandsatzerhöhung wäre "nur sehr schwierig umzusetzen" und "extrem kostenintensiv für die Brauereien", betont Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Zudem müssten neben allen Getränkeherstellern und Abfüllern auch Handel und Verbraucher mitziehen.

Die Belastung für die Brauer würde insbesondere dadurch entstehen, dass sie bei einer Erhöhung des Pfandes für Flaschen und Kästen, die bereits im Umlauf sind, mehr Pfand zurückzahlen müssten, als sie zuvor eingenommen haben. In der Bilanz würden damit höhere Rückstellungen nötig.

So würde eine Erhöhung des Pfandsatzes von 8 auf 15 Cent bei vier Milliarden Mehrweg-Bierflaschen im deutschen Markt bei den Brauereien zu einem Aufwand von insgesamt 280 Millionen Euro führen, rechnet Eichele vor. Steigt der Satz auf 25 Cent, würden die Kosten auf 680 Millionen Euro steigen.

Langfristige Amortisierung?

Diese Belastung sieht auch Sebastian Priller, Chef der unter anderem für Spezi bekannten Brauerei Riegele in Augsburg. Er hat die Debatte mit seiner Forderung in der "Augsburger Allgemeinen" nach 10 Euro Pfand für einen Kasten mit 20 Flaschen neu entfacht. Auf Nachfrage verteidigt er seine Position: Für viele Betriebe würde eine Umstellung kurzfristig Verluste bedeuten, doch langfristig amortisiere sich das.

In seinem eigenen Haus würde einer Erhöhung auf 10 Euro pro Kasten eine einmalige Belastung von rund fünf Millionen Euro bedeuten, sagt Priller. Dem stehen siebenstellige Kosten pro Jahr durch den Verlust von Flaschen und Kästen gegenüber und ein höheres Pfand würde diese deutlich senken, ist er überzeugt. Weil mehr und schneller zurückgegeben würde und einer verlorenen Flasche ein höheres Pfand als Ausgleich gegenüber stünde.

Beim Deutschen Brauer-Bund hat man allerdings Zweifel, ob das Leergut mit höherem Pfand wirklich schneller zurückkomme. In einer Umfrage hätten sich nur 22 Prozent der Verbraucher entsprechend geäußert, sagt Eichele. Und grundsätzlich funktioniere der Mehrweg-Kreislauf auch mit den aktuellen Sätzen "nach wie vor sehr gut".

Die Großbrauerei Veltins im Sauerland positioniert sich deutlich gegen eine Pfanderhöhung. Es sei der falsche Weg, "den treuen Verbraucher gerade in diesen konsumbelasteten Zeiten durch sprunghafte Pfandsatzerhöhungen zu überfordern", warnt der Generalbevollmächtigte Michael Huber. "Diese Versuche werden in regelmäßigen Abständen in die Diskussion geworfen, um dann an der Komplexität des deutschen Mehrwegsystems zu scheitern." Die Risiken einer Umstellung seien "enorm".

"Leidensdruck steigt mit jedem Cent"

"Die Diskussion ist ins Laufen gekommen", sagt allerdings Branchenexperte Niklas Other, der das Getränkemarktmagazin "Inside" herausgibt. Es sei naheliegend, dass man nach sehr, sehr vielen Jahren am Pfand drehen wolle. Doch noch stehe die Debatte am Anfang. "Es ist alles unausgegoren."

"In den vergangenen Jahren war der Leidensdruck durch das objektiv zu niedrige Pfand nicht so hoch, dass die Branche bereit gewesen wäre, die Kosten und Schwierigkeiten einer Umstellung auf sich zu nehmen", sagt Ebbertz vom Bayerischen Brauerbund. Doch vom Tisch sei Thema damit nicht. "Der Leidensdruck steigt mit jedem Cent mehr, den die Flaschen im Einkauf teurer werden und wir nähern uns einem Punkt, an dem wir uns des Themas annehmen müssen."

Quelle: ntv.de, Christof Rührmair und Volker Danisch, dpa

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