"Historisch schwaches Jahr" Neuwagenmarkt in der EU erholt sich nur langsam
17.11.2022, 17:38 Uhr
Verantwortlich für die leichte Erholung des Neuwagenmarkts sind vor allem die positiven Zahlen des VW-Konzerns.
(Foto: picture alliance/dpa)
Obwohl sich der EU-Neuwagenmarkt leicht erholt hat, verbreiten Experten Krisenstimmung. Der Grund: So viele Neuzulassungen wie vor der Corona-Krise sind in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Die Kaufkraft der Bevölkerung dürfte angesichts der erwarteten Rezession weiter sinken.
Der EU-Neuwagenmarkt hat sich im Oktober weiter erholt - das Vorkrisenniveau bleibt aber weiterhin unerreicht. Nach Angaben des europäischen Herstellerverbands Acea gab es im vergangenen Monat 745.855 Neuzulassungen, das war ein Plus von 12,2 Prozent im Jahresvergleich. Der Absatz wuchs demnach besonders in Deutschland (16,8 Prozent), Italien (14,6 Prozent), Spanien (11,7 Prozent) und Belgien (21,6 Prozent).
Zwar wuchs der Markt damit den dritten Monat in Folge, nachdem er von Januar bis Juli wegen Lieferproblemen stark ausgebremst gewesen war. Vor der Corona-Krise wurden allerdings deutlich mehr Neuwagen zugelassen - im Oktober 2019 waren es mehr als eine Million. Laut der Beratungsfirma EY lag der Neuwagenmarkt im Oktober 2022 28 Prozent unter Vorkrisenniveau.
Getragen wurde die Entwicklung wie schon im September entscheidend vom VW-Konzern, der allein 190.255 Autos verkaufte, vor allem die Marken Volkswagen, Audi, Skoda und Seat. Das war laut Acea ein Plus von 41,7 Prozent im Jahresvergleich. An zweiter Stelle folgte Stellantis mit Marken wie Peugeot und Fiat mit 141.500 Fahrzeugen, das war allerdings ein Rückgang um 4,3 Prozent.
Marktanteil von E-Autos schrumpft
Die Experten von EY erklärten, zwar entspanne sich die Lage beim Chipmangel sowie bei den Lieferproblemen, und die Produktion nehme wieder Fahrt auf. "Dennoch lagen die Neuzulassungen im vergangenen Monat EU-weit auf dem zweitniedrigsten Niveau seit der Jahrtausendwende", hieß es. Insgesamt werde 2022 ein "historisch schwaches Jahr auf dem Neuwagenmarkt sein".
Erstmals seit Monaten schrumpfte im Oktober auch der Marktanteil reiner Elektroautos auf 12,1 Prozent nach 12,7 Prozent im Vorjahresmonat. Das Interesse an lieferbaren Elektroautos sei "weiter hoch, die Verfügbarkeit aber teilweise immer noch begrenzt". Die Aussichten für das kommende Jahr seien "düster": Rezessionssorgen, die Energiekrise und die Inflation sorgten für "denkbar schwierige Rahmenbedingungen", hieß es. Die Nachfrage nach Neuwagen werde "mit Sicherheit sinken, einfach, weil viele Menschen sich keinen Neuwagen mehr leisten können oder wollen", prognostizierte EY.
Quelle: ntv.de, mne/AFP