Japaner machen kurzen Prozess Nissan-Verwaltungsrat setzt Ghosn ab
22.11.2018, 13:21 Uhr
Drei Tage nach der Festnahme von Automanager Carlos Ghosn in Japan beschließt der Verwaltungsrat des Autobauers Nissan seine Absetzung. Auch Mitsubishi will den 64-Jährigen loswerden.
Drei Tage nach der Festnahme von Automanager Carlos Ghosn in Japan hat der Verwaltungsrat des japanischen Autobauers Nissan Medienberichten zufolge seine Absetzung beschlossen. Man habe entschieden, den 64-Jährigen aus dem Amt zu entfernen, teilte Nissan mit.
Ghosn war am Montag in Tokio nach einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, jahrelang ein viel zu niedriges Einkommen deklariert zu haben. Zudem soll er Nissan-Firmenkapital veruntreut und damit Luxuswohnungen in vier Ländern gekauft haben. Sollte ein Verfahren eröffnet werden, drohen ihm eine fünfstellige Geldstrafe und theoretisch bis zu zehn Jahre Haft.
Ghosn ist Chef des französischen Autobauers Renault und der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi und sitzt auch dem Verwaltungsrat von Mitsubishi vor. Auch Mitsubishi will Ghosn absetzen.
Bei Renault behält der Manager zwar seinen Posten als Vorstandsvorsitzender. Zugleich wurde aber seine rechte Hand Thierry Bolloré zum Übergangsvorsitzenden ernannt, da Ghosn derzeit "verhindert" sei.
Sorge um Renault
Derweil warnte der einflussreiche französische Oppositionspolitiker Laurent Wauquiez vor einer Destabilisierung des heimischen Herstellers Renault. "Wir müssen sehr wachsam sein", sagte der Parteichef der konservativen Republikaner dem Sender Radio Classique.
"Meine Befürchtung lautet, dass hinter der Ghosn-Affäre die Absicht einer Destabilisierung der Japaner (...) des Renault-Nissan-Konzerns stehen könnte - um ihn zu sprengen, oder um Renault im Inneren des Verbundes zu schwächen", sagte Wauquiez. Ein weiteres industrielles Debakel in Frankreich müsse verhindert werden. Renault beschäftigt nach Regierungsangaben allein in Frankreich rund 47.000 Menschen.
Die französische Tageszeitung "Le Figaro" meldete, dass Ghosn Renault und Nissan noch enger aneinander binden wollte. Er soll demnach geplant haben, einen Vorschlag dafür bei der Vorstellung der Renault-Jahreszahlen im Februar kommenden Jahres zu machen, wie das Blatt unter Berufung auf eine namentlich ungenannte Quelle berichtete. Die Zeitung zitierte auch einen Nissan-Manager, wonach die Beziehung Renault/Nissan künftig ausbalancierter sein sollte. Ghosn ist bei Nissan derzeit Verwaltungsratschef und bei Renault Vorstandschef. Außerdem führt er die gemeinsame weitreichende Allianz der beiden Autobauer, die überkreuz aneinander beteiligt sind.
Quelle: ntv.de, wne/AFP