Druckmittel gegen Russland Trump-naher US-Investor will Nord Stream 2 ersteigern
22.11.2024, 08:48 Uhr Artikel anhören
Die Unterwasser-Pipeline steht seit einer Explosion im September 2022 und durch den Ukrainekrieg still.
(Foto: picture alliance/dpa/Danish Defence Command)
Durch die Insolvenz eines Gazprom-Tochterunternehmens könnte Nord Stream 2 in der Schweiz versteigert werden. Ein US-Investor und Trump-Unterstützer pocht auf die Erlaubnis, die Leitung zu ersteigern. Seit Jahrzehnten macht er Geschäfte mit russischen Energiekonzernen.
Ein US-Investor und Trump-Unterstützer bringt sich als potenzieller Käufer der stillgelegten Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 ins Gespräch. Der Finanzier Stephen Lynch beantragte bei der US-Regierung die Erlaubnis, bei einer möglichen Auktion in der Schweiz zuzuschlagen, wie das "Wall Street Journal" berichtete. Demnach argumentierte er, dass es eine einmalige Gelegenheit wäre, die Energieversorgung Europas unter amerikanische und europäische Kontrolle zu bringen.
Die Unterwasser-Pipeline zwischen Russland und Deutschland wurde 2021 fertiggestellt, ging aber nie in den kommerziellen Betrieb. Eine ihrer zwei Leitungen wurde im September 2022 durch Explosionen beschädigt, die zweite ist intakt. Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine stehen russische Erdgaslieferungen aktuell nicht zur Debatte.
Lynch erklärte der US-Regierung, dass der Besitz der Pipeline ein Druckmittel in Verhandlungen mit Russland über ein Ende des Krieges in der Ukraine sein könne, hieß es weiter. Er setzt darauf, dass die Erdgasleitung bei einer Auktion versteigert wird, wenn eine insolvente Tochter des russischen Energieriesen Gazprom ihre Schulden nicht restrukturieren kann und ihre Vermögenswerte aufgelöst werden sollten.
Seit Langem Geschäfte mit Russland
Für den Kauf benötigt Lynch allerdings eine Genehmigung aus Washington für Geschäfte mit Firmen, die mit US-Sanktionen belegt sind. Eine Reihe von US-Senatoren sowie Beamte im amerikanischen Finanzministerium und Außenamt seien über seine Pläne unterrichtet worden, schrieb das "Wall Street Journal". Lynch hatte den Wahlkampf des designierten US-Präsidenten Donald Trump und dessen Republikaner finanziell unterstützt.
Der Unternehmer ist seit mehr als zwei Jahrzehnten in Geschäfte mit russischen Energiekonzernen verwickelt. Er gehört auch zu einer Gruppe von Aktionären, denen das internationale Schiedsgericht 2014 eine von Russland zu zahlende Schadensersatzzahlung von 50 Milliarden US-Dollar zugesprochen hatte. Diese hatten den Staat 2006 nach der Zwangsenteignung des Gas- und Ölkonzerns Yukos verklagt.
Quelle: ntv.de, gri/dpa