Wirtschaft

UK-Wirtschaft robust Notenbanker müssen nicht reagieren

Der künftige Kurs der Bank of England ist unklar.

Der künftige Kurs der Bank of England ist unklar.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Die befürchteten wirtschaftlichen Folgen eines Brexit haben auch Londons Notenbanker auf den Plan gerufen. Weil das Wachstum bisher aber kaum geschmälert wird, sehen die Währungshüter vorerst keinen Grund für stärkere Eingriffe. Doch kommt der EU-Ausstieg überhaupt?

Die vom Brexit-Votum bislang relativ unbeeindruckte britische Wirtschaft hat den Währungshütern Gelegenheit für eine Verschnaufpause gegeben. Die Geldpolitik werde zunächst nicht weiter gelockert, teilte die Bank of England (BoE) in London mit. Es sei aber noch viel zu früh, um die möglichen Folgen eines Ausstiegs des Vereinigten Königreichs aus der EU längerfristig genau absehen zu können, sagte Notenbank-Chef Mark Carney.

Der künftige Kurs der BoE ist unklar - zumal die Londoner Regierung nun ein Urteil anfechten will, das dem Parlament ein Mitspracherecht bei der Entscheidung über die EU-Austrittsverhandlungen einräumt. Premierministerin Theresa May zeigte sich "enttäuscht" über den Richterspruch und kündigte an, vor die nächste Instanz zu ziehen. Das derzeitige Ausmaß der geldpolitischen Lockerung sei angemessen, betonte Carney. Zuvor hatte die Zentralbank mitgeteilt, dass der Leitzins unverändert bei 0,25 Prozent bleibt. Auch Wertpapierkäufe werden nicht aufgestockt.

Experten hatten mit diesen Entscheidungen gerechnet. Das Pfund legte nach der Bekanntgabe - wie auch angetrieben durch das Brexit-Urteil - zu, während Aktien an der Londoner Börse etwas unter Druck gerieten. Wenn sich an den wirtschaftlichen Aussichten etwas ändern werde, könne man in beide Richtungen reagieren, hieß es aus der Notenbank. Sowohl eine erneute geldpolitische Lockerung - etwa durch niedrigere Zinsen oder vermehrte Anleihenkäufe - als auch ein strafferer Kurs sind also möglich. Man habe hier eine neutrale Haltung, sagte Carney.

Inflationsrate von über zwei Prozent

Schon im zweiten Quartal 2017 rechnet die BoE mit einer Inflationsrate von über zwei Prozent. Eine hohe Teuerung spricht tendenziell gegen weitere Lockerungen. Aufgrund des schwachen Pfunds seit dem Brexit-Votum Ende Juni rechnen viele Experten mit einem anziehenden Preisniveau in Großbritannien. Denn je schwächer das Pfund ist, desto teurer werden aus dem Ausland importierte Güter aus Sicht der Briten.

Die BoE stellt das vor ein Dilemma: Einerseits könnte es nötig werden, negative Auswirkungen des Brexit auf die britische Wirtschaft durch billigeres Zentralbankgeld abzufedern. Andererseits würde die Notenbank das Pfund dadurch noch weiter unter Druck setzen und so die Inflation anheizen. Kurz nach dem Referendum hatte die BoE zur Stützung der Konjunktur ihren Leitzins von 0,5 auf 0,25 Prozent gesenkt, den Kauf zusätzlicher Anleihen eingeleitet und ein neues Programm zur Belebung der Kreditvergabe aufgelegt. Für eine weitere Lockerung gab es aus Sicht von Experten nun keinen Anlass. Denn die britische Wirtschaft zeigte sich im dritten Quartal mit einem Wachstum um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal vom Brexit-Votum noch eher unbeeindruckt.

Quelle: ntv.de, sde/dpa

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