Förderlimit nicht erreicht Opec-Länder wollen mehr Öl fördern
22.06.2018, 17:51 Uhr
Das Ölkartell Opec wird den Ölhahn in den kommenden Monaten weiter aufdrehen, um das selbst auferlegte Förderlimit voll auszuschöpfen.
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Eine Million Barrel Öl mehr will die Opec in den kommenden Monaten pro Tag fördern. Der Grund: Ihr selbst auferlegtes Förderlimit wurde in letzter Zeit nicht voll ausgeschöpft. Das könnte sich positiv auf den Ölpreis auswirken.
Das Ölkartell Opec wird den Ölhahn in den kommenden Monaten weiter aufdrehen, ohne das selbst auferlegte Förderlimit entscheidend zu überschreiten. Angesichts des aktuellen Spielraums bedeutet das eine zusätzliche Produktion von rund einer Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag. Dabei ist noch unklar, welche Länder dieses Förderplus übernehmen sollen. Es gehe darum, den Markt, der aktuell von einer hohen Nachfrage geprägt ist, zu stabilisieren, sagte der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Al-Mazrouei in Wien. Autofahrer können nach diesem Beschluss zumindest kurzfristig auf leicht sinkende Benzinpreise hoffen, auch wenn manche Experten skeptisch sind.
Der Pakt mit den Nicht-Opec-Ländern wie Russland stehe nicht zur Debatte. "Wir zerstören nicht, was wir in den vergangenen zwei Jahren aufgebaut haben." Die Allianz von 14 wichtigen Ölförderländern hat im November 2016 zusammen mit zehn Partnerländern eine Drosselung der Produktion beschlossen, um den damaligen Verfall der Rohölpreise zu stoppen. Seitdem ist der Ölpreis auf mehr als 70 Dollar pro Barrel angestiegen - Anfang 2016 hatte er noch bei unter 30 Dollar gelegen. Das Abkommen gilt noch bis Ende 2018.
Unter anderem durch Produktionsausfälle im krisengebeutelten Venezuela bleibt die Opec laut Experten sogar deutlich unter der vereinbarten Marke. Eine offizielle Erhöhung um eine Million Barrel, wie von einem gemeinsamen Komitee empfohlen, würde daher in der Praxis kein Überschreiten des Limits bedeuten. Die Sitzung wird geprägt von Differenzen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Teheran kann aus technischen und politischen Gründen seine Produktion nicht ausweiten und ist daher an einer Preispflege durch ein möglichst geringes Aufstocken der Opec-Förderung interessiert. Beide Länder trafen sich vor Beginn der offiziellen Sitzung, um die Vorgehensweise zu erörtern.
Die 14 Opec-Staaten werden sich am Samstag noch mit den zehn Nicht-Opec-Staaten beraten, um die gemeinsame Linie offiziell zu beschließen. Da auch die Nicht-Opec-Staaten derzeit weniger Öl produzieren, als sie mit Blick auf das gemeinsame Förderlimit dürften, soll auch hier eine Ausweitung verhandelt werden.
Auswirkungen auf Preise unklar
Ob die Maßnahmen große Auswirkungen auf den Ölpreis haben werden, ist laut Experten unklar. Der Ölpreis wird nicht nur von der Produktionsmenge, sondern auch von politischen Umständen wie etwa der Krise in Venezuela und dem Streit zwischen den USA und dem Iran beeinflusst. So geht etwa Jan Edelmann, Rohstoffanalyst bei der HSH Nordbank, nicht davon aus, dass im Nachgang zur Opec-Sitzung die Preise an den Zapfsäulen fallen werden. "An unserem Preisziel von 80 US-Dollar pro Barrel in den Sommermonaten halten wir daher fest", erklärt Edelmann.
Vor Beginn des Ministertreffens war der Ölpreis am Freitag gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent 73,80 US-Dollar und damit 75 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate kletterte um 74 Cent auf 66,27 Dollar. Bei Inkrafttreten des Opec-Förderlimits Anfang 2017 kostete ein Barrel Brent noch 56,65 Dollar, ein Barrel WTI 53,70 Dollar.
Quelle: ntv.de, agr/dpa