Verhandlungen mit PSA-Tochter Opel will 2000 Arbeitsplätze auslagern
05.09.2018, 16:25 Uhr
Im Opel-Entwicklungszentrum wird wohl künftig auch die PSA-Tochter Segula Technologies sitzen.
(Foto: imago/onemorepicture)
Das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim wird von Opel selbst als "Herz" des Unternehmens bezeichnet. Mangels Auslastung will sich der Konzern nun allerdings von Teilen des Zentrums trennen. Bis zu 2000 Angestellte sind davon betroffen.
Opel will sich von Teilen seines Entwicklungszentrums in Rüsselsheim trennen und verhandelt darüber mit dem französischen Dienstleister Segula Technologies. Die PSA-Tochter erklärte, mit dem Unternehmen aus Nanterre nahe Paris werde über eine strategische Partnerschaft verhandelt. Segula kündigte an, bei einer Einigung bis zu 2000 der 7000 Mitarbeiter des Entwicklungszentrums in Rüsselsheim zu übernehmen. Segula Technologies wolle einen europäischen Engineering-Campus in der hessischen Stadt gründen. Dort solle nicht nur für die Automobilindustrie geforscht und entwickelt werden, sondern auch für Branchen wie Bahn und Energie.
Opel-Chef Michael Lohscheller sagte, eine Übernahme könne zudem neue Tätigkeitsfelder für das Engineering in der Stadt eröffnen. Zudem soll eine Gesellschaft gegründet werden, zu der die rund 2000 Beschäftigten dann wechseln. Segula wäre Alleineigentümer. Dennoch bleibe das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim "das Herz von Opel", sagte Lohscheller. Hier würden die künftigen Opel-Modelle entwickelt. Zudem übernimmt die deutsche Tochter am Stammsitz in Rüsselsheim bestimmte Entwicklungsaufgaben im PSA-Konzern. An den Verkauf von weiteren Teilen werde nicht gedacht.
Die nun angestrebte Neuordnung führt allerdings auch auf einen deutlichen Rückgang von Aufträgen der früheren Opel-Mutter General Motors (GM) für das Entwicklungszentrum zurück. Insgesamt schrumpft die Opel-Belegschaft somit weiter, auch wenn der Stellenabbau nach zähem Ringen zwischen Geschäftsleitung, IG Metall und Betriebsrat vorerst auf 3700 Jobs begrenzt bleibt. Die übrigen mehr als 15.000 Arbeitsplätze sind bis einschließlich Juli 2023 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt.
IG Metall: Opel beraubt sich seiner DNA
Die IG Metall kritisierte, die Belegschaft habe erst über die Medien von den Gesprächen erfahren. "Erst einmal gilt: Veräußert man das Entwicklungszentrum, beraubt man Opel seiner DNA", sagte Bezirkschef Jörg Köhlinger. Die Gewerkschaft werde den Vorschlag für eine Partnerschaft mit Segula sehr kritisch prüfen.
Der Ingenieur-Dienstleister Segula beschäftigt weltweit 11.000 Mitarbeiter. Zu den rund 300 Kunden des Familienkonzerns gehören Firmen aus der Autobranche, der Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie, dem Energiesektor, dem Schienenverkehr sowie der Schifffahrt, der Pharmazie und der Petrochemie. Durch Zukäufe sind die Franzosen bereits in der Entwicklung von Karosseriekomponenten für Auto- und Nutzfahrzeugbauer tätig.
Geschäftsführer Laurent Germain warb für die Partnerschaft: "Dieses Projekt wäre eine sehr gute Nachricht für die europäische Automobilindustrie, die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Gemeinden vor Ort." Deutschland sei ein Eckpfeiler in der Wachstumsstrategie des Unternehmens.
Quelle: ntv.de, mba/rts/dpa