Verdacht auf Insolvenzverschleppung Praktiker-Aus wird Fall für Ermittler
10.07.2014, 15:45 Uhr
Bislang gibt es keine konkreten Hinweise - doch die Staatsanwaltschaft durchleuchtet die Pleite.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Pleite der Baumarktkette Praktiker liegt inzwischen gut ein Jahr zurück. 15.000 Menschen verloren ihren Job. Die Gründe für die Insolvenz interessiert nun die Staatsanwaltschaft. Ähnliche Fälle zeigen: Mit schnellen Erkenntnissen ist nicht zu rechnen.
Ein Jahr nach der Pleite der Baumarktkette Praktiker ist das Aus des Unternehmens nun ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungsbehörden in Saarbrücken und Hamburg gingen dem Verdacht der Insolvenzverschleppung nach, sagten die Sprecher beider Staatsanwaltschaften. Wie zeitintensiv dies sein kann, zeigt der Fall Schlecker: In Stuttgart arbeiten die Ermittler seit zwei Jahren den Niedergang des Drogerie-Imperiums auf.
Im Auftrag der Saarbrücker Staatsanwaltschaft ist derzeit ein Sachverständiger damit beschäftigt, ein Gutachten zu Praktiker zu erstellen. Er müsse erst einmal herausfinden, ab welchem Zeitpunkt Praktiker reif war für die Insolvenz, erklärte der Sprecher der Saarbrücker Behörde. Danach erst lasse sich die Frage beantworten, ob die zu jenem Zeitpunkt zuständige Konzernführung es versäumt habe, rechtzeitig einen Insolvenzantrag zu stellen. Wann das Gutachten fertig sei, sei noch nicht ganz abzusehen. "Die Staatsanwaltschaft erhofft sich noch im laufenden Jahr erste Erkenntnisse."
Vorstände im Fokus
Im Fokus der Untersuchung stehen derzeit fünf ehemalige Vorstände der Baumarktkette. Die Ermittler führten sie derzeit aber nur deshalb als namentlich Beschuldigte, weil gegen sie Anzeigen vorlägen, sagte der Sprecher weiter. In den vergangenen beiden Jahren vor der Pleite hatte es bei Praktiker mehrere Wechsel an der Spitze gegeben. Wer also letztlich für eine mögliche Verschleppung der Insolvenz verantwortlich zu machen wäre, hängt davon ab, welchen Zeitpunkt der Gutachter für die Insolvenzreife ermittelt.
Neben dem Vorwurf der Insolvenzverschleppung gab es den Angaben zufolge auch eine Anzeige wegen Untreue. Der Vorwurf stehe im Zusammenhang mit Beraterverträgen, die kurz vor der Pleite abgeschlossen worden sein sollen. Hinweise, dass wirklich Geld abgezweigt wurde, haben die Ermittler demnach aber bisher nicht gefunden.
Genau ein Jahr ist es her, dass der Baumarkt-Riese Praktiker Insolvenz angemeldet hatte, in deren Strudel auch die Tochter-Marke Max Bahr unterging. 15.000 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz, fast 400 Filialen wurden dicht gemacht.
Kein Ende der Schlecker-Ermittlungen in Sicht
Wie lange die juristische Nachlese einer so großen Konzernpleite dauern kann, zeigt der Fall der Drogeriemarktkette Schlecker. Deren Insolvenzantrag liegt bereits zweieinhalb Jahre zurück. Ende Juni 2012 machten die letzten Schlecker-Läden dicht, zwei Monate später die letzten Filialen der Tochter-Marken Schlecker XL und Ihr Platz.
Seit exakt zwei Jahren ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wegen der Pleite des Einzelhandel-Imperiums gegen Unternehmensgründer Anton Schlecker und 13 weitere Beschuldigte. Es geht ebenfalls um den Verdacht der Insolvenzverschleppung, außerdem um Untreue und Bankrott. Das Ermittlungsverfahren "ist sehr, sehr umfangreich", sagte die Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. "Das Ende ist nicht absehbar." Bei der Pleite der Drogerieketten hatten insgesamt fast 30.000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP