Käufer für Rosneft-Anteil gefunden? Putin liebäugelt mit China und Indien
20.06.2016, 18:01 Uhr
Wladimir Putin will "keinen Geizhals" als Investor - hat aber auch nur eine begrenzte Auswahl an Interessenten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit Monaten sucht der Kreml nach einem Käufer für staatseigene Anteile am Ölkonzern Rosneft: Einem Bericht zufolge wollen China und Indien gemeinsam investieren. Es wäre ein Deal nach Putins Wünschen, denn ihm würde auch politisch mehr Einfluss winken.
Dass der russische Präsident Wladimir Putin Anteile des Ölkonzerns Rosneft verkaufen will, ist schon länger bekannt - nicht bekannt war bisher, an wen 19,5 Prozent des Unternehmens gehen sollen. Wie der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg nun berichtet, stehen offenbar China und Indien beim Kreml-Chef als mögliche Käufer hoch im Kurs. Beide Nationen sollen demnach gemeinsam die Anteile an Rosneft erwerben, wie es hieß - wohl auch, weil China und Indien zu den weltweit größten Ölimporteuren gehören. Mindestens 700 Milliarden Rubel will Moskau mit dem Deal einnehmen - das sind umgerechnet rund 10 Milliarden Euro.
Schon jetzt besitzt der britische BP-Konzern rund 20 Prozent von Rosneft. Mit dem Verkauf von weiteren Anteilen an China und Indien könnte ein willkommenes Gegengewicht bei den Rosneft-Eignern geschaffen werden - zumal sich die Beziehungen Russlands zu Europa und den USA infolge des Ukraine-Konflikts derzeit an einem Tiefpunkt befinden. Für Russland sei der Verkauf also ein ganz logischer Schritt, zitiert Bloomberg einen Brancheninsider aus Moskau. "Indien und China wollen ihre Verbindungen nach Russland ausbauen - und für Russland ist die Zahl möglicher anderer Käufer eher begrenzt."
Sowohl China als auch Indien haben bereits öffentlich Interesse am Kauf von Rosneft-Anteilen bekundet. Beim Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg, das Putin alljährlich ausrichtet, bekräftigte der indische Ölminister Dharmendra Pradhan, Indien sehe sich nicht als Chinas Rivale. Die indische Oil & Natural Gas Corporation und die chinesische China National Petroleum Corporation würden bereits jetzt bei anderen Projekten zusammenarbeiten. Und: Würden weitere Kooperationen folgen, "wäre das schön."
Putin: Investor darf "kein Geizhals" sein
Mit dem Verkauf will Putin ein Haushaltsloch stopfen, das infolge des Ölpreisverfalls entstanden ist. Früheren Meldungen zufolge droht dem Land im aktuellen Haushaltsjahr eine Lücke von umgerechnet 36 Milliarden Euro, die auch durch Privatisierungen von Staatsunternehmen geschlossen werden soll.
Bereits im Dezember des vergangenen Jahres hatte Putin Rosneft und die Fluggesellschaft Aeroflot als Kandidaten für die Privatisierung genannt - und das, obwohl die Marktbedingungen für den Verkauf alles andere als günstig sind. Trotzdem hofft der Kreml-Chef offenbar auf ein lukratives Geschäft. "Erstens brauchen wir das Geld", hatte Putin im April gesagt. "Zweitens suchen wir einen Investor, der versteht, dass er kein Geizhals sein darf, wenn er 19 Prozent an Rosneft erwerben will."
Quelle: ntv.de, jug