Um Vertragsstrafen zu vermeiden Rheinmetall-Tochter verkaufte 2022 noch Teile nach Russland
20.06.2023, 19:11 Uhr Artikel anhören
Die Rheinmetall Tochter MS Motorservice hat noch lange nach Kriegsbeginn Motoren-Ersatzteile nach Russland verkauft.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine beschließt der Rheinmetall-Vorstand, die Geschäfte mit Moskau einzustellen. Doch noch im Juni des vergangenen Jahres verkauft eine Tochterfirma Motoren-Ersatzteile dorthin. Der Rüstungskonzern erklärt das mit bestehenden Verträgen.
Noch Monate nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine hat eine Tochterfirma des Rüstungskonzerns und Autozulieferers Rheinmetall Motoren-Ersatzteile nach Russland verkauft. Letzte Bereitstellungen habe es im Juni 2022 gegeben, teilte Rheinmetall in Düsseldorf mit. Hierbei habe es sich um Geschäfte im Rahmen von bestehenden Verträgen gehandelt, die abgewickelt worden seien und bei denen sich die Bereitstellungen der Ware bis in den Juni hingezogen habe, weil die behördlichen Prüf- und Genehmigungsverfahren zeitaufwendig und komplex gewesen seien. Mit den Bereitstellungen habe man Vertragsstrafen vermeiden wollen.
Es geht um den Ersatzteilhändler MS Motorservice, der Rheinmetall gehört. Der hat zum Beispiel Kolben, Ölpumpen, Wasserpumpen und Abgasrückführungsventile im Portfolio, Nutzer waren lange Zeit auch russische Werkstätten. MS Motorservice verkaufte die Produkte nach Angaben von Rheinmetall unter anderem an russische Großhändler, die die Abholung veranlassten und die Einfuhr in den Staat übernahmen.
Im Frühjahr 2022 hatte der Rheinmetall-Vorstand erklärt, das ohnehin geringe Russlandgeschäft einzustellen. Nach Darstellung der Firma sind die Bereitstellungen der Motoren-Ersatzteile kein Widerspruch zu diesem Beschluss.
Rheinmetall ist einer der Profiteure der nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs von der Bundesregierung ausgerufenen "Zeitenwende", in deren Folge 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr investiert werden sollen. Die Auftragsbücher der Düsseldorfer sind voll, und die Nachfrage nach Artillerie, Panzern und Munition ist groß, sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Die Firma ist keine reine Waffenschmiede, vielmehr hat sie auch einen nichtmilitärischen Bereich mit Bauteilen für Autos und Lastwagen.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa