Hohe Nachfrage Röther übernimmt Mode-Hersteller Ahlers
17.07.2023, 19:24 Uhr Artikel anhören
"Wir hatten überraschend viel Interesse für Ahlers, auch für einzelne Marken", sagt der Insolvenzverwalter.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach Jahren mit roten Zahlen geht der Männermoden-Hersteller Ahlers im April in die Insolvenz. Das Unternehmen und seine Marken wie Pierre Cardin, Baldessarini und Otto Kern sind begehrt. Den Zuschlag bekommt ein Konkurrent, der alles übernimmt. Hunderte Jobs fallen weg. Ganze Sparten werden abgewickelt.
Der insolvente Männermode-Hersteller Ahlers wird an die Textilhandelskette Röther verkauft. Das Geschäft mit den Marken Pierre Cardin, Baldessarini, Otto Kern, Pioneer-Jeans und Pionier Berufskleidung gehe an das Familienunternehmen aus dem württembergischen Michelfeld, teilte Ahlers-Insolvenzverwalter Biner Bähr mit. Auch die Auslandstöchter in Polen, der Schweiz, Frankreich, Österreich, Ungarn und Spanien sowie die Produktion in Sri Lanka werden von Röther übernommen. Von den zuletzt gut 1600 Arbeitsplätzen fallen 300 weg, davon 200 in Deutschland. Bei den insolventen Ahlers-Firmen im Inland blieben 167 Stellen erhalten.
"Wir hatten überraschend viel Interesse für Ahlers, auch für einzelne Marken", sagte Bähr. Die Aktionäre, allen voran die Familie von Vorstandschefin Stella Ahlers, gehen leer aus. "Der Veräußerungserlös steht den Gläubigern zu", hieß es in einer Mitteilung. Zum Verkaufspreis sei Stillschweigen vereinbart, sagte der Insolvenzverwalter. Der Vollzug der Verkaufsverträge hänge wie üblich an den Vereinbarungen mit den Lizenzgebern für Marken wie Pierre Cardin. Stella Ahlers zeigte sich zuversichtlich, "dass die Geschichte der 104 Jahre alten Ahlers AG durch einen Familienunternehmer erfolgreich fortgeschrieben wird". Der defizitäre Online-Handel und die verbliebenen Outlet-Filialen in Deutschland werden geschlossen.
Die 1972 gegründete Röther betreibt mit 2300 Mitarbeitern unter dem Namen Modepark Röther 48 Modefilialen in Deutschland und Österreich. Der geschäftsführende Gesellschafter Michael Röther wertete die Übernahme als strategischen Schritt zum Ausbau des Großhandels.
Die börsennotierte Ahlers AG hatte im April Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Das Unternehmen schreibt seit Jahren Verluste, Gespräche über die Finanzierung waren gescheitert. Im ersten Halbjahr 2022/23 (per Ende Mai) stieg der Umsatz zwar um zehn Prozent auf 88,5 Millionen Euro, der Nettoverlust weitete sich aber auf 6,9 (Vorjahr: 6,0) Millionen Euro aus.
Quelle: ntv.de, jwu/rts