Ausgleich für entgangene Gewinne Russisches Gericht verurteilt VW zu Schadenersatz
09.07.2024, 17:08 Uhr Artikel anhören
VW hatte 2007 ein eigenes russisches Werk in Kaluga eröffnet.
(Foto: picture alliance/dpa)
Als Russland in die Ukraine einmarschiert, zieht Volkswagen Konsequenzen. Doch Geschäftspartner GAZ verlangt eine Entschädigung für entgangene Aufträge und nicht gelieferte Motoren. Ein russisches Gericht gibt dem Auftragsfertiger recht.
Ein Gericht in Russland hat Volkswagen zu Schadenersatz in Millionenhöhe an seinen ehemaligen Geschäftspartner GAZ verurteilt. Die Richter setzten die Höhe der Zahlung auf 16,9 Milliarden Rubel fest, umgerechnet knapp 180 Millionen Euro. Das berichtet die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS. Die Summe dient als Ausgleich für entgangene Gewinne durch den Abschied von Volkswagen aus dem russischen Markt. Ob VW die Summe begleichen wird, ist unklar: GAZ und Volkswagen haben sich bisher nicht zu dem Urteil geäußert.
GAZ hat als Auftragsfertiger für Volkswagen gearbeitet und die Fahrzeuge des Wolfsburger Autobauers in seinem Werk in Nischni Nowgorod produziert. Als der russische Einmarsch in der Ukraine begann, stoppte Volkswagen die Zusammenarbeit. In der Folge hat GAZ eine Reihe von Klagen gegen Volkswagen auf den Weg gebracht, in denen es um Schadenersatz in Millionenhöhe geht.
Ursprünglich forderte GAZ eine Entschädigung von 28,4 Milliarden Rubel von VW, unter anderem weil Motoren nicht mehr geliefert wurden. Eine Klage von GAZ auf Einfrieren von Vermögenswerten von VW in Russland wurde abgewiesen.
Symbolischer "Verkauf"
VW war viele Jahre in Russland aktiv und hatte 2007 in Kaluga knapp 200 Kilometer südwestlich von Moskau eine eigene Fabrik eröffnet. Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine stellte VW die Produktion bei GAZ in Nishni Nowgorod und auch in Kaluga ein. Das Werk wurde nach monatelangem Hin und Her mit den russischen Behörden im Mai 2023 für 125 Millionen Euro an den russischen Autohändler Avilon verkauft. Avilon erhielt die volle Kontrolle über die Volkswagen Group Rus und deren Tochtergesellschaften, darunter auch mehrere Firmen für den Verkauf von Lastwagen der Marke Scania. Die hochmoderne Fabrik war der wichtigste Vermögenswert von VW in Russland.
Auch andere westliche Autobauer haben sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine aus Russland zurückgezogen, oft zu einem symbolischen Preis. Der französische Autobauer Renault etwa übergab seine Mehrheitsbeteiligung am Lada-Bauer Avtovaz für einen Euro an den russischen Staat. Der Rückzug führte zu einem Einbruch der Fahrzeugproduktion in Russland: 2022 wurden laut dem Unternehmensverband AEB lediglich 450.000 Autos in Russland hergestellt, der niedrigste Stand seit dem Ende der Sowjetunion.
Quelle: ntv.de, chr/rts