"Flugabsagen unausweichlich" Ryanair-Piloten fordern O'Leary-Rücktritt
27.02.2018, 14:49 Uhr
Michael O'Leary leitet die Geschicke von Ryanair seit 1994 und ist für seine extravaganten Auftritte bekannt.
(Foto: picture alliance / Frank Rumpenh)
Bei Ryanair zieht neuer Streit auf: Die europäische Pilotenvertretung wirft dem irischen Chef der Fluggesellschaft vor, mit seinem Sparkurs den Flugbetrieb zu gefährden. Die Airline schlägt mit barschen Worten zurück.
Die europäische Pilotenvertretung des Billigfliegers Ryanair hat Vorstandschef Michael O'Leary zum Rücktritt aufgefordert. Er habe bei der Lösung der Personal- und Flugplanprobleme versagt, heißt es in einem Schreiben des Pilotenrates EERC. Er wirft dem Ryanair-Chef vor, Angebote und Forderungen der Piloten ausgeschlagen zu haben und so weiterhin die Stabilität des Flugbetriebs zu gefährden. Der Vereiningung zufolge verlassen weiterhin Kapitäne und Co-Piloten in großer Zahl die Fluggesellschaft, um zu besseren Konditionen bei tariftreuen Konkurrenten wie Easyjet anzuheuern.
Die Ryanair-Führung reagierte unwirsch auf die Forderung: "Der EERC und seine Briefe haben keine legale Bedeutung und Gültigkeit", teilte die irische Airline mit. Viele Piloten hätten inzwischen 20 Prozent mehr Gehalt akzeptiert. "Das zeigt, dass Ryanair-Piloten dem sogenannten EERC keinerlei Beachtung schenken."
Ryanair musste seinen Flugplan bereits vergangenen Herbst wegen fehlender Piloten-Kapazitäten zusammenstreichen. Nach Darstellung des EERC steuert die Fluggesellschaft derzeit auf eine ähnliche Situation zu. Der Pilotenrat vertritt nach eigenen Angaben mehr als 4000 europäische Ryanair-Piloten gegenüber der Airline. Von der Fluggesellschaft selbst wird die Gewerkschafts-ähnliche Vereinigung nicht anerkannt.
"Flugabsagen scheinen unausweichlich"
"Nach unserer Einschätzung sieht es so aus, dass weitere Flugabsagen wegen der anhaltenden Kündigungen erfahrener Piloten unausweichlich scheinen", betonte der Pilotenrat in dem Brief. Jeder mögliche Hoffnungsschimmer aus dem Dezember auf eine Lösung der Probleme sei von O'Leary zerstört worden. Man könne nur hoffen, dass die Investoren und Anteilseigner O'Leary frühestmöglich ersetzten. O'Leary selbst hatte zuletzt von möglichen Störungen und Streiks um die Osterzeit gesprochen, ohne dass es konkrete Drohungen der Gewerkschaften gab.
Die Iren waren stark in die Kritik geraten, nachdem sie im vergangenen Herbst Tausende Flüge gestrichen hatten. Als Grund gab die Airline Fehler beim Erstellen der Dienstpläne an. Auch weitreichende Warnstreiks der Piloten konnte Ryanair nur knapp verhindern. Der Billigflieger hat unter anderem ein System mit selbstständigen Leihpiloten aufgebaut.
Quelle: ntv.de, chr/dpa