Gewinnrückgang gemeldet SAP will 3000 Stellen streichen
26.01.2023, 09:31 UhrSAP drückt auf die Kostenbremse. Vor allem im kommenden Jahr sollen bei dem Softwarehersteller Stellen wegfallen. Das vergangene Geschäftsjahr wurde mit einem ordentlichen Schlussquartal beendet. Doch die Gesamtbilanz stellt Anleger nicht ganz zufrieden.
Europas größter Softwarehersteller SAP reiht sich mit dem Abbau Tausender Stellen in die jüngste Entlassungswelle in der weltweiten Technologiebranche ein. Bei der Umstrukturierung sollen 3000 Stellen wegfallen, kündigte Vorstandschef Christian Klein in Walldorf an. Dies entspreche rund 2,5 Prozent der Belegschaft. In Deutschland sollen 200 Mitarbeiter betroffen sein.
SAP wolle sich mit dem Jobabbau auf das Wachstum im angestammten Bereich mit Software zur Unternehmenssteuerung (ERP) konzentrieren, sagte Klein. Die Einschnitte werde es in anderen Bereichen geben. Finanzchef Luka Mucic gab an, dass es auch Entlassungen geben dürfte. Das Unternehmen wolle die jährlichen Kosten mit dem Schritt um 350 Millionen Euro senken. Diese Einsparungen dürften großteils erst 2024 zum Tragen kommen.
Der Rückzug aus Russland und höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung brockten SAP im vergangenen Jahr einen Gewinnrückgang ein. Das Betriebsergebnis fiel 2022 währungsbereinigt um sieben Prozent auf 8,03 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Der Netto-Gewinn brach sogar um 39 Prozent auf 4,08 Euro je Aktie ein. Hier habe das schwächere Finanzergebnis der Wagniskapital-Sparte Sapphire Ventures zusätzlich belastet. Das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft wuchs dagegen erneut kräftig. Hier stiegen die Umsätze 2022 währungsbereinigt um 24 Prozent auf 12,556 Milliarden Euro.
Die Konzern-Erlöse legten um fünf Prozent auf 30,871 Milliarden Euro zu. Im vierten Quartal lag das Plus dieser Kennziffern bei 22 Prozent auf 3,392 Milliarden Euro beziehungsweise bei einem Prozent auf 8,436 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte zum Jahresende zwei Prozent auf 2,581 Milliarden Euro zu, nachdem er im Vorquartal noch um acht Prozent zurückgegangen war.
Cloud-Ergebnisse als Haar in der Suppe
"Wir sind zu Beginn des Jahres 2023 sehr zuversichtlich, dass wir unser Versprechen, ein beschleunigtes Umsatzwachstum und ein zweistelliges Wachstum beim Betriebsergebnis zu erreichen, einhalten werden", sagte Klein. Für das laufende Jahr stellte er einen währungsbereinigten Anstieg der Cloud-Umsätze um 22 bis 25 Prozent auf 15,3 bis 15,7 Milliarden Euro in Aussicht. Beim operativen Gewinn sei ein Plus von 10 bis 13 Prozent auf 8,8 bis 9,1 Milliarden Euro zu erwarten. Der Anteil der besser planbaren Umsätze werde auf 83 Prozent steigen. Im abgelaufenen Jahr war er um vier Prozentpunkte auf 79 Prozent gestiegen.
Die Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr lägen größtenteils im Rahmen der Erwartungen, sagte ein Börsianer. Das Haar in der Suppe sei allerdings das etwas schwächer als erwartet ausgefallene Wachstum der Cloud-Sparte. Auch der Ausblick enttäusche ebenfalls etwas. SAP-Aktien notierten vorbörslich kaum verändert.
SAP gab außerdem bekannt, einen Verkauf der Beteiligung an Qualtrics prüfen zu wollen. Der Walldorfer Konzern hatte die Datenanalyse-Firma 2018 für acht Milliarden Dollar übernommen und 2021 an die Börse gebracht. Angestrebt werde ein Verkauf der kompletten Beteiligung von derzeit etwa 71 Prozent, sagte Finanzchef Luka Mucic. Allerdings befinde sich der Prozess noch in einem sehr frühen Stadium.
Quelle: ntv.de, fzö/rts/dpa