Wirtschaft

Grüne spricht von Skandal Scholz hofft auf Wasserstoff und Gas aus Nigeria

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Bei Präsident Bola Tinubu hatte Scholz am Sonntag sein Interesse an nigerianischem Gas bekräftigt.

Bei Präsident Bola Tinubu hatte Scholz am Sonntag sein Interesse an nigerianischem Gas bekräftigt.

(Foto: AP)

Auf dem Weg zur klimaneutralen Volkswirtschaft setzt die Bundesregierung verstärkt auf Wasserstoff. In Nigeria baut Deutschland ein eigenes Büro dafür auf. Doch auch Gas soll von dort importiert werden. Grünen-Energiepolitikerin Badum ist empört.

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht Nigeria als möglichen Wasserstoff-Lieferanten für Deutschland. "Sie sind gut aufgestellt, um ein zentraler Akteur für erneuerbare Energie und Wasserstoff zu bleiben - ebenso wie für Flüssigerdgas, das wir in den kommenden Jahren weiterhin brauchen werden, bis der Wasserstoffmarkt voll etabliert ist", sagte Scholz auf einem deutsch-nigerianischen Wirtschaftsforum in Lagos.

Scholz hatte am Sonntag bei seinen Gesprächen mit Präsident Bola Ahmed Tinubu bereits das Interesse an nigerianischem Gas bekräftigt. Grünen-Energiepolitikerin Lisa Badum kritisierte nun Aussagen von Scholz zur Erschließung von großen Gasreserven in Nigeria scharf. "Es ist ein Skandal und gegen unsere internationalen Verpflichtungen, dass Scholz Unternehmen und Staaten bittet, ihre fossilen Investitionen im globalen Süden zu erhöhen", sagte die Obfrau der Grünen im Klima- und Energieausschuss des Bundestags. "Einen Klimakanzler, der aktiv wird, wenn es um neue fossile Quellen geht, aber beim Umstieg von dreckigem Erdgas zu erneuerbaren Energien die Hände in den Schoß legt, können wir uns eigentlich nicht leisten."

Auf dem Wirtschaftsforum betonte Scholz besonders die mögliche Zusammenarbeit bei Wasserstoff. "Wir schaffen einen der weltweit ersten Märkte für Wasserstoff als Energiequelle für unsere Wirtschaft." Ein Teil dieses Wasserstoffs könne in Deutschland hergestellt werden, den größten Teil werde man jedoch importieren müssen. "Dabei kommen Länder wie Nigeria ins Spiel", fügte er hinzu. Man habe deshalb die 2008 ins Leben gerufene deutsch-nigerianische Partnerschaft im Bereich Energie und Klima erweitert. Deutschland habe zudem in Nigeria ein Wasserstoffbüro aufgebaut.

Afrikas größte Volkswirtschaft

Hintergrund ist, dass Deutschland für die angestrebte klimaneutrale Volkswirtschaft in den kommenden Jahren mehr und mehr Wasserstoff-Importe braucht. Deshalb ist die Suche nach möglichen Lieferanten ein Thema bei fast allen Reisen des Kanzlers und von Wirtschaftsminister Robert Habeck.

Nigeria ist Afrikas bevölkerungsreichstes Land und größte Volkswirtschaft. Der Handel mit Deutschland ist mit rund drei Milliarden Euro im Jahr 2022 allerdings laut Scholz noch deutlich ausbaufähig. Es gebe neunzig deutsche Unternehmen in Nigeria, die 17.000 Beschäftigte hätten, sagte er. Die deutschen Investitionen in Nigeria betrugen 2021 aber nur 150 Millionen Euro.

Scholz hatte deutsche Unternehmen aufgerufen, ihre Lieferketten zu erweitern und nicht zu abhängig vom China-Geschäft zu werden. Er betonte, dass Deutschland die Anstrengungen der afrikanischen Länder unterstütze, Rohstoffe im Land selbst zu verarbeiten.

Quelle: ntv.de, chl/rts/dpa

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