IFO-Zahlen machen Hoffnung Sieht die Baubranche Licht am Ende des Tunnels?
17.06.2024, 11:15 Uhr Artikel anhören
Die Baubranche steckt wegen ausbleibender Aufträge in einer tiefen Krise. Zahlen des IFO-Instituts zeigen nun einen Anstieg des Geschäftsklimas im Wohnungsbau. Ist die Talsohle durchschritten? Der IFO-Experte prognostiziert einen langen Weg zur Erholung.
In der Baubranche hat sich die Stimmung laut einer Umfrage des Münchner IFO-Instituts aufgehellt. Im Wohnungsbau sei das Geschäftsklima "deutlich angestiegen", teilte das IFO mit. Die Mehrheit der Firmen bleibe aber pessimistisch. Auch im Tiefbau habe sich das Geschäftsklima "merklich" gebessert. "Der Weg zur Erholung ist aber noch lang", erklärte IFO-Experte Klaus Wohlrabe.
Die Wohnungsbauunternehmen hoffen laut Wohlrabe, die Talsohle hinter sich gelassen zu haben. Ein zentrales Problem sei weiterhin der Auftragsmangel. Im Mai berichteten 51,7 Prozent der Unternehmen davon, im April waren es noch 55 Prozent gewesen.
Auch bei den Stornierungen von Aufträgen gebe es trotz Rückgang keine Entwarnung, erklärte das IFO-Institut: Im Mai meldeten demnach 15,1 Prozent der Betriebe stornierte Projekte, im April waren es 17,6 Prozent. Viele Unternehmen versuchten, mit Preissenkungen dem Auftragsmangel entgegenzuwirken, erläuterte Wohlrabe. Der Index für das Geschäftsklima im Wohnungsbau verbesserte sich von minus 52,3 Punkten im April auf minus 46,4 Punkte.
Das Geschäftsklima im Tiefbau ist laut IFO mit minus 6,7 Punkten im Mai merklich besser als das im Wohnungsbau. Im April hatte der Index hier bei minus 10,2 Punkten gelegen. "Die Tiefbauer sind wesentlich zufriedener mit den laufenden Geschäften", erklärte Wohlrabe. Sie würden sich aber über mehr Aufträge freuen.
Fertighäuser gewinnen an Anteilen
Derweil macht sich die Krise im Bausektor laut Zahlen des Statistischen Bundesamts auch beim Bau von Fertighäusern bemerkbar. Wie das Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, fiel der Rückgang im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr mit 2,5 Prozent jedoch deutlich geringer aus als beim konventionellen Wohnungsbau. Insgesamt 19.900 Wohngebäude wurden demnach im Fertigteilbau errichtet.
Der Neubau von Wohngebäuden in konventioneller Bauweise ging 2023 um 7,5 Prozent auf 76.900 zurück. Der Fertigbauanteil stieg so von 19,7 Prozent im Jahr 2022 auf 20,6 Prozent. Häuser aus Fertigteilen sind günstiger und im Aufbau zeitsparender. Mit steigenden Baukosten und Zinsen legte so auch die Attraktivität dieser Bauweise zu.
Beim Fertigbau von Mehrfamilienhäusern gab es sogar ein sattes Plus von 12,0 Prozent. Allerdings machen Einfamilienhäuser mit 84,6 Prozent den Großteil der fertig gestellten Fertighäuser aus. Ihre Zahl sank 2023 um 4,1 Prozent auf 16.900. Die Zahl konventionell fertiggestellter Einfamilienhäuser sank im gleichen Zeitraum um 10,8 Prozent auf 59.500. Fertighäuser sind den Angaben der Statistiker zufolge vor allem bei privaten Bauherren beliebt. Sie bauten im vergangenen Jahr 90,3 Prozent der Fertighäuser. In 8,9 Prozent der Fälle war ein Unternehmen Bauträger, in 0,8 Prozent die öffentliche Hand.
Quelle: ntv.de, mli/AFP