Wirtschaft

"Größter Einbruch seit Wirecard" Siemens Energy nach Gewinnwarnung im Sturzflug

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"Der Rückschlag ist heftiger, als ich es für möglich gehalten hätte", sagt Siemens-Energy-Chef Christian Bruch.

"Der Rückschlag ist heftiger, als ich es für möglich gehalten hätte", sagt Siemens-Energy-Chef Christian Bruch.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wegen massiver Qualitätsprobleme bei der spanischen Tochter rechnet Siemens Energy mit einem höheren Verlust als ohnehin schon. Für die Aktie bedeutet dies Flaute. Experten machen für den Kurssturz aber auch unerfahrene Kleinanleger verantwortlich.

Nach der Gewinnwarnung bei Siemens Energy werfen Anleger fast schon panisch ihre Aktien des Energiekonzerns auf den Markt. Gleich zu Handelsbeginn kommen die Papiere mit einem Abschlag von mehr als 35 Prozent unter die Räder. Dem Sog können sich auch Konkurrenten wie Nordex und Vestas nicht entziehen - erholten sich dann aber. Bei der Windanlagenbauer-Tochter Siemens Gamesa drohen milliardenschwere Sonderbelastungen wegen hoher Ausfallraten von Windturbinen-Teilen. Siemens Energy hatte deshalb seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr am Vorabend zurückgezogen. Dabei hatte der Münchner Konzern für 2022/23 (Ende September) schon bisher mit einem auf mehr als 800 Millionen Euro steigenden Nettoverlust gerechnet.

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"Das dürfte der größte Kurseinbruch eines DAX-Werts seit Wirecard sein", sagte ein Händler. Das Minus dürfte zum Teil auf Stops unerfahrener Anleger zurückgehen, die Windaktien aus sentimentalen oder ökologischen Gründen gekauft hätten, meint er. Auch seien ESG-Fonds hier übergewichtet gewesen. Fundamental belaste, dass kein Ende der Gamesa-Probleme in Sicht sei. Diese Fonds legen den Fokus unter anderem auf Umwelt und Soziales. "Etwas stützen könnte aber im Tagesverlauf, dass einige Analysten dem Unternehmen die Stange halten", so der Händler. So hätten Goldman Sachs und JP Morgan ihre Kauf-Empfehlungen trotz allem wiederholt.

Die Probleme bei der Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa sind für Siemens Energy schwerwiegender als gedacht. "Der Rückschlag ist heftiger, als ich es für möglich gehalten hätte", sagte Siemens-Energy-Chef Christian Bruch in einem Analysten-Call. Es sei zu viel unter den Teppich gekehrt worden. Die Auswirkungen der technischen Probleme bei bestimmten Komponenten seien noch nicht ganz abzuschätzen, da der Lebenszyklus solcher Teile rund 20 Jahre dauere, ergänzte Siemens-Gamesa-Chef Jochen Eickholt.

Qualitätsprobleme bei bereits installierten Windrädern an Land würden über die nächsten Jahre verteilt Kosten von voraussichtlich über eine Milliarde Euro verursachen, hieß es weiter. Zudem kommt der Aufbau von Fertigungskapazitäten bei der besser laufenden Windkraft im Meer langsamer als geplant voran, und Effizienzprogramme bringen weniger als erhofft. Die Probleme sind den Angaben zufolge bei einer Untersuchung des Turbinenbestands durch ein neues Team von Siemens Energy entdeckt worden.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ

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