Neues Geschäftsmodell geplant Siemens Gamesa verbrennt weiter Geld
02.08.2022, 15:09 Uhr
Siemens Gamesa hat im Frühjahr ein Minus von 446 Millionen Euro geschrieben.
(Foto: picture alliance/dpa/BELGA)
Konzentration auf Kernmärkte, weniger Beschäftigte, höhere Preise: Der Windkraftanlagenbauer Siemens Gamesa will sich neu ausrichten und straffen. Bis die Erfolge sichtbar werden, wird es aber noch dauern. Auch im nächsten Jahr wird das Unternehmen kein Geld verdienen.
Der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa schraubt seine Renditeziele noch weiter herunter und stellt sich auch für das kommende Jahr auf Verluste ein. Vorstandschef Jochen Eickholt will noch in diesem Jahr ein neues Geschäftsmodell ausarbeiten, das auch ein Personalabbau zur Folge haben könnte. Das zu Siemens Energy gehörende spanische Unternehmen teilte mit, für das laufende Jahr nun mit einer Rendite von minus 5,5 Prozent zu rechnen. Bislang waren minus 4 Prozent vorhergesagt worden. Der Umsatz dürfte um neun Prozent zurückgehen. Dabei seien Einnahmen aus dem Verkauf von Vermögenswerten schon mit einbezogen. Auch 2023 werde die Rendite negativ ausfallen.
Zu schaffen machen Siemens Gamesa hohe Rohstoffpreise, Ausfälle bei Komponenten und die allgemeine geopolitische Unsicherheit. Im abgelaufenen Quartal schrumpfte der Umsatz auf 2,44 Milliarden Euro von 2,7 Milliarden im Vorjahr. Der Nettoverlust weitete sich auf 446 Millionen Euro von 314 Millionen Euro aus.
Noch im laufenden Jahr solle nun ein neues Geschäftsmodell ausgearbeitet werden, das dann Anfang 2023 in Kraft treten könne, erklärte Eickholt. Dieses schließe auch Einsparungen bei der Beschäftigung weltweit ein. "In einigen Teilen unserer Organisation sind die Kapazitäten weitaus größer als nötig, und das muss korrigiert werden", sagte Eickholt. "Wir werden weiter an den Details arbeiten." Insidern zufolge erwägt Siemens Gamesa den Abbau von rund 2500 Arbeitsplätzen, um die Verluste in den Griff zu bekommen - das entspricht rund neun Prozent aller Stellen. Noch sei unklar, welche Sparten und Regionen betroffen seien, sagten zwei Insider.
Die Herstellung von Masten und Flügeln für Windturbinen erwies sich in den vergangenen Jahren wegen des harten Wettbewerbs, der Folgen der Corona-Pandemie und ausufernder Metallpreise als schwieriges Geschäft. Siemens Gamesa hatte zudem mit Verzögerungen bei der Entwicklung und Auslieferung einer neuen Reihe von Onshore-Turbinen zu kämpfen.
Siemens Energy bietet für die 33 Prozent an Siemens Gamesa, die es noch nicht hält, gut vier Milliarden Euro und will den Windanlagenbauer von der Börse nehmen. Siemens Gamesa war 2017 durch eine Fusion der spanischen Gamesa mit der Windkraft-Sparte von Siemens entstanden und ist in Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Asien am Markt vertreten. Eickholt sagte, künftig werde sich das Unternehmen auf "eine kleinere Zahl von Kernmärkten konzentrieren, wo wir erfolgreich sein wollen". Zugleich seien erste Erfolge dabei erkennbar, die höheren Rohstoffpreise an die Kunden weiterzugeben. "Der Trend ist eindeutig positiv und bringt uns zurück zu dem Preisniveau der Jahre 2017 oder 2016", sagte Eickholt.
Quelle: ntv.de, jwu/rts