
Silber wird gerne als das "Gold des kleinen Mannes" belächelt. Doch in diesem Jahr hat Silber mit einem rasanten Preisanstieg selbst die Kursgewinne beim Gold in den Schatten gestellt.
Der Preis für Gold ist dieses Jahr regelrecht durch die Decke gegangen. Doch aus dem Windschatten heraus hat Silber zum Überholen angesetzt und ist im Herbst locker vorbeigezogen. Seit Jahresbeginn hat der Goldpreis um mehr als 60 Prozent zugelegt, während sich der Silberpreis mehr als verdoppelt hat.
Die Rally zwang das Bundesfinanzministerium Mitte Oktober zu einem ungewöhnlichen Schritt. Die Ausgabe zweier Sammlermünzen wurde gestoppt. Die 25-Euro-Münze "Heilige Drei Könige", die ursprünglich im November herausgegeben werden sollte, kommt erstmal nicht auf den Markt. Das gilt auch für 20-Euro-Münze "125 Jahre Wuppertaler Schwebebahn", die im Januar in den Verkauf gehen sollte. Der Grund: Wegen des starken Anstiegs des Silberpreises liegt der Materialwert der Münzen deutlich über dem Nennwert. Die Ausgabe dieser Münzen ist wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll.
Seit der Entscheidung ist der Silberpreis weiter gestiegen und erreichte kürzlich einen historischen Rekordstand von mehr als 64 Dollar die Feinunze. Mittlerweile ist der Preis zwar ganz leicht zurückgefallen - doch es stellt sich die Frage: Was ist da los?
Ein solche Silberrally hat es in der jüngeren Geschichte nur zweimal gegeben. In den 1970er Jahren wegen des Ölpreisschocks und 2088 während der Finanzkrise. Doch im Gegensatz zu damals geht es auch an den Aktienmärkten steil bergauf, und am Anleihemarkt herrscht Ruhe.
Wie viele andere Entwicklungen lässt sich der Anstieg des Silberpreises teilweise auf US-Präsident Donald Trump zurückführen. Die US-Regierung hat das Edelmetall als kritisches Mineral eingestuft, weil es - im Gegensatz zu Gold - in Schlüsseltechnologien eingesetzt wird. Es wird etwa in der Elektronik, der Automobilindustrie, in der Medizintechnik und für Solarzellen verwendet.
Es geht aufwärts
In den USA werden vor diesem Hintergrund die Bestände erhöht. Das trägt zur Silberknappheit vor allem am Referenzmarkt in London bei und treibt dadurch den Preis. Verstärkt wird die Bewegung nach oben dadurch, dass der Silbermarkt viel kleiner als der von Gold ist. Die Lagerbestände sind knapper. Das heißt: Plötzliche Veränderungen in der Nachfrage führen bei Silber zu erheblichen Preisreaktionen.
Außerdem wird aus Silber Schmuck hergestellt. Hier spielen wegen der großen Bevölkerung vor allem Indien und China eine große Rolle, wo der Schmuck eine Wertanlage ist, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Nicht nur in Deutschland werden Anlage- und Gedenkmünzen aus Silber hergestellt, dafür werden insgesamt große Mengen verbraucht.
All das führt dazu, dass die Nachfrage aus der Industrie und von Investoren das Angebot an frisch aus Minen abgebautem Silber deutlich übersteigt. Das treibt die Preise.
Hinzu kommt eine Entwicklung, die auch beim Gold zu beobachten ist: Investoren suchen nach Absicherungen gegen Inflation, hohe Staatsverschuldung und politische Risiken und meinen, bei Silber fündig geworden zu sein. Der rasante Preisanstieg führt dann dazu, dass immer mehr Profi-Investoren und Kleinanleger einsteigen - aus Angst, eine Rally zu verpassen.
Das heißt auch, dass es bei Silber schnell wieder abwärts gehen kann, sobald sich die Stimmung ändert. Doch zumindest derzeit ist nicht alles Gold, was glänzt.
