Unternehmen hat ICE-Bestellung Skoda steigt in Bieterrennen um Bahnkonzern Talgo ein
16.07.2024, 16:20 Uhr Artikel anhören
Talgo baut unter anderem für die spanische Bahn RENFE Hochgeschwindigkeitszüge.
(Foto: picture alliance / Markus Mainka)
Bereits vor Monaten hat ein ungarisches Konsortium ein Angebot zur Übernahme des spanischen Zugbauers Talgo abgegeben. Madrid hat strategische Bedenken und prüft. Nun legt ein Interessent aus Tschechien nach. Allerdings ist die Höhe der Offerte noch unklar. Talgo hat Probleme, seine prall gefüllten Auftragsbücher abzuarbeiten.
Um den spanischen Zughersteller Talgo ist ein Bieterkampf entbrannt. Der tschechische Konkurrent Skoda Transportation habe einen Zusammenschluss angeboten, ohne die Offerte mit Zahlen zu unterlegen, teilte Talgo mit. Nun gehe es darum zu klären, ob ein Angebot über den 619 Millionen Euro liegt, die das ungarische Konsortium Ganz-MaVag (Magyar Vagon) im März für Talgo geboten hatte. Die spanische Regierung hatte erklärt, sie werde den Deal sorgfältig prüfen, da sie Talgo als strategische Beteiligung ansieht. Verkehrsminister Oscar Puente gilt als Gegner eines Verkaufs an die Ungarn. Das Unternehmen habe Zugang zu sensiblen Informationen über das Eisenbahnnetz des Landes und damit auch über die nationale Sicherheit. Skoda Transportation ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Autobauer, der VW-Tochter Skoda.
Seit Ganz-Mavag vor mehr als vier Monaten ein offizielles Übernahmeangebot für Talgo eingereicht hat, schießen in den spanischen Medien die Spekulationen um Alternativen ins Kraut. Den Schlüssel zum Erfolg oder Misserfolg einer Übernahme hat der Finanzinvestor Trilantic, der rund 40 Prozent an Talgo hält. Im März hieß es in der Zeitung "El Economista", Trilantic erwäge einen Verkauf seiner Anteile an den Schweizer Rivalen Stadler Rail. Die Schweizer bauen in Valencia Lokomotiven und zählen etwa die Staatsbahn Renfe zu ihren Kunden. Später hieß es, der spanische Staat selbst wolle das Trilantic-Aktienpaket kaufen, was ein Übernahmeangebot nach sich ziehen würde.
An der Madrider Börse wird Talgo mit knapp 500 Millionen Euro bewertet. Am späten Vormittag notierte die Talgo-Aktie 1,25 Prozent im Plus bei 4,06 Euro. Das spanische Unternehmen kommt damit auf eine Marktkapitalisierung von 503 Millionen Euro. Ganz-MaVag selbst hatte signalisiert, man könne sich für die Übernahme auch mit spanischen Investoren zusammentun. Ganz-MaVag ist ein Konsortium des Zugherstellers Magyar Vagon mit dem ungarischen Staat.
Talgo sitzt auf einem Auftragsbestand von mehr als vier Milliarden Euro, hat aber Kapazitätsprobleme, ihn abzuarbeiten. Die Deutsche Bahn hat Talgo im vergangenen Jahr den größten Auftrag seiner Geschichte erteilt: Die Spanier sollen für 1,4 Milliarden Euro weitere 56 "ICE L"-Züge für den Fernverkehr liefern.
Skoda Transportation gehört zur Holding PPF Group, hinter der die Witwe des vor drei Jahren ums Leben gekommenen Milliardärs Petr Kellner steht. Mit dem gleichnamigen Autobauer Skoda, der zum Volkswagen-Konzern gehört, hat das Unternehmen nur die Wurzeln gemeinsam. Der Zughersteller muss sich bis 2029 umbenennen, nachdem er die Markenrechte am Namen "Skoda" vor zwei Jahren an VW verkauft hat. Skoda Transportation sitzt in Pilsen. Die VW-Tochter Skoda Auto produziert in Mlada Boleslav (Jungbunzlau).
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ