Wirtschaft

Schon wieder insolvent So geht es für Galeria weiter

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Beschäftigte bei Galeria Karstadt Kaufhof ereilt eine neue Hiobsbotschaft: Der Konzern geht wieder in die Insolvenz. Das Aus ist damit nicht besiegelt, doch weitere Filialschließungen drohen.

Für die Angestellten ist es bittere Routine: Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof meldet Insolvenz an – zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren. Auslöser sind die Probleme des österreichischen Investors René Benko. Die Zukunft der rund 15.500 Beschäftigten in den verbliebenen 92 Häusern ist damit wieder ungewiss.

Galeria ist Teil von Benkos weitverzweigtem Signa-Imperium. Das geriet vor allem wegen schnell steigender Zinsen und Baukosten in Schwierigkeiten. Benkos Signa-Mutter hat bereits einen Insolvenzantrag gestellt. Insgesamt belaufen sich die Schulden der insolventen Signa-Gruppe nach bisherigem Stand auf mehr als elf Milliarden Euro.

Signa war - beflügelt durch die lange Nullzinsphase - über viele Jahre enorm gewachsen. Benko hatte mit dem Kauf von Karstadt vor rund zehn Jahren auch den riskanten Einstieg in den stationären Handel gewagt. Geschäftsimmobilien in Toplagen gehören zur Signa Prime, darunter das KaDeWe in Berlin und Kaufhausimmobilien der Kette Galeria Karstadt Kaufhof. Das Unternehmen baut und vermietet Immobilien. Für das Einzelhandelsgeschäft sind andere Gesellschaften zuständig.

Der Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof gehört zur Signa Retail Selection AG mit Sitz in der Schweiz. Sie hatte Ende November Gläubigerschutz beantragt und angekündigt, ihr Portfolio zu liquidieren, was einen Verkauf von Galeria bedeutet. Eine Insolvenz für die Kaufhauskette bedeutete das zunächst nicht. Wie es nun weitergeht, ist völlig offen. Dass Arbeitsplätze verloren gehen und Kaufhäuser schließen, scheint jedoch unvermeidlich. Die Kaufhauskette sucht nun einen neuen Eigentümer.

Keine neue Staatshilfe

Auf erneute Hilfe vom Staat kann Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern diesmal nicht zählen. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums sagte dem "Spiegel", man stehe mit Galeria "in engem Austausch." Die Gewährung neuer Mittel sei aber "nicht Teil der Gespräche." Auch das Bundesfinanzministerium schließt weitere Geldspritzen aus.

Das liegt vor allem daran, dass der Bund den Löwenanteil seiner bisher gezahlten Hilfen nicht zurückbekommen wird. Während der zwei Insolvenzen 2020 und 2022 hatte der Staat insgesamt 680 Millionen Euro in das Geschäft gepumpt, den Großteil davon dürfte die Regierung abschreiben müssen. Bisher hat der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Finanzministerium zufolge "Zinsen und anteilige Verwertungserlöse" in Höhe von lediglich 40 Millionen Euro zurückerhalten.

Als Gegenleistung für die Staatshilfe hatte sich die mittlerweile insolvente Signa Holding verpflichtet, Galeria für die Sanierung einen Betrag von 200 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Die ersten 50 Millionen sollen im Februar fließen – derzeit sieht es so aus, als ob das nicht stattfinden wird.

Dass Galeria einen neuen Investor findet, ist aber durchaus möglich. Die Suche nach einem Käufer hatte sich in der Vergangenheit zwar schwierig gestaltet, doch die über Jahre kriselnde Kette hatte für das laufende Geschäftsjahr mittlerweile einen operativen Gewinn angesteuert, also vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Das wichtige Weihnachtsgeschäft war der Gewerkschaft Verdi zufolge zudem gut gelaufen. Nach dpa-Informationen prüft das Management von Galeria mehrere Optionen. Mit mehreren Interessenten werden demnach Gespräche über eine Übernahme des Unternehmens geführt. Der Betriebsrat von Galeria Karstadt Kaufhof hält die Kaufhauskette trotz der Turbulenzen der Konzernmutter Signa für zukunftsfähig – und stellt einem neuen Investor gute Renditen in Aussicht.

Viele Filialen dicht

"Dass nun die Kerngesellschaften der Signa-Gruppe insolvent sind, bedeutet, dass wir uns von der Signa-Gruppe und ihren Interessen befreien können", sagte Betriebsratschef Jürgen Ettl der "Wirtschaftswoche". Finde sich ein neuer Eigentümer, der "ebenso wie wir ein Interesse daran hat, dass es Galeria gut geht, ist das Unternehmen zukunftsfähig".

Einem einzelnen Investor oder Konsortium kann Galeria laut Ettl zwischen 6 und 17 Prozent Rendite bieten. "Garantieren können wir in schlechten Zeiten 3 Prozent und in guten Zeiten mindestens 6." Dafür müssten unter anderem die Mieten an den Signa-Standorten auf ein marktübliches Niveau gesenkt werden.

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In der Essener Unternehmenszentrale sei wohl ein weiterer Arbeitsplatzabbau kaum zu vermeiden. "Für mich als Betriebsrat ist das hart", sagte Ettl. "Ich möchte gerne jeden Arbeitsplatz erhalten. Aber in unserer Lage darf es auch für Betriebsräte keine Denkverbote geben."

Erst im März vergangenen Jahres war der jüngste Sanierungsplan für Galeria vereinbart und der Weg für die Sanierung frei gemacht worden. Demnach soll rund ein Drittel der 129 Filialen verschwinden. Ein Großteil dieser Häuser ist bereits geschlossen, die letzten sollen diesen Monat folgen.

Quelle: ntv.de, mit dpa/rts

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