Immenser Schaden So hart trifft Corona die deutsche Wirtschaft
23.01.2022, 10:29 Uhr
Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum in Deutschland.
(Foto: imago images/Ralph Peters)
Die Folgen der Corona-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft sind heftig. Das IW Köln beziffert den Schaden auf Hunderte Milliarden Euro. Vor allem der gesunkene Konsum hat Unternehmen zugesetzt.
Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen beiden Jahren zu riesigen wirtschaftlichen Schäden geführt. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kommt in einer Analyse zum Ergebnis, dass der Wertschöpfungsausfall bei rund 350 Milliarden Euro liegt. Ein Großteil davon gehe auf Ausfälle beim privaten Konsum zurück, unter anderem wegen Lockdown-Maßnahmen. Die Wertschöpfung ist die in einzelnen Bereichen erbrachte wirtschaftliche Leistung.
Selbst wenn zum Jahresende 2022 beim Bruttoinlandsprodukt das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden sollte, bestehe auch dann noch eine "markante Lücke" zur Wirtschaftsleistung im Vergleich dazu, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte, heißt es in einem IW-Kurzbericht. "Erst mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren können Stück für Stück die Wertschöpfungs- und Einkommenslücken infolge der Pandemie wieder geschlossen werden."
Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum in Deutschland. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfahren hatte, erwartet die Regierung nun noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,6 Prozent. Die Vorgängerregierung war im Herbst noch von 4,1 Prozent Wachstum in diesem Jahr ausgegangen. Die Prognose ist Teil des Jahreswirtschaftsberichts, der am Mittwoch im Kabinett beschlossen werden soll.
2021 hatte die deutsche Wirtschaft mit 2,7 Prozent Wachstum zwar wieder zugelegt. Allerdings fiel der vom Statistischen Bundesamt anhand erster Zahlen vermeldete Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts geringer aus als lange erhofft. Im Krisenjahr 2020 war die Wirtschaftsleistung um 4,6 Prozent eingebrochen.
Vor allem Lockdowns sowie unterbrochene Lieferketten und Produktionsausfälle im Frühjahr 2020 nach dem Ausbruch der Pandemie hatten die Konjunktur gebremst. Die Politik hatte deshalb milliardenschwere Hilfsmaßnahmen beschlossen, um die Folgen für Jobs und Firmen abzumildern.
Hohe Einbußen
Laut der IW-Modellrechnung dürften über die vergangenen acht Quartale hinweg Ausfälle beim privaten Konsum in Deutschland von insgesamt 270 Milliarden Euro eingetreten sein. Beim privaten Konsum sei es auch zu "Verhaltensänderungen" gekommen, erläuterte der Autor der Analyse, Michael Grömling. Das bedeute: Auch wenn Kinos, Theater und Restaurants wieder offen waren, hätten viele Bürgerinnen und Bürger trotzdem aus Vorsicht auf einen Kino- oder Restaurantbesuch verzichtet.
Während der Pandemie hat sich auch deshalb die Sparquote der privaten Haushalte deutlich erhöht - sprich: Die Verbraucher legten Geld auf die hohe Kante. Im Jahresgutachten der "Wirtschaftsweisen" hieß es, wenn pandemiebedingte Einschränkungen oder länger anhaltende Liefer- und Kapazitätsengpässe schneller überwunden werden, könne die "aufgestaute" Konsum- und Investitionsnachfrage für einen dynamischeren Aufschwung sorgen.
Denn während der Pandemie wurde auch deutlich weniger investiert. Laut IW-Studie gab es bei den sogenannten Bruttoanlageinvestitionen zum Beispiel in Maschinen "merkliche Ausfälle". Hätte es die Pandemie nicht gegeben, wären die gesamten Investitionen in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren in preisbereinigter Betrachtung um rund 60 Milliarden Euro höher ausgefallen. Dies wirke langfristig bremsend auf die wirtschaftliche Entwicklung.
Zwar stehen laut IW den Einbußen beim privaten Konsum und bei den Investitionen kräftige Impulse vonseiten des Staatskonsums entgegen - infolge von Konjunkturpaketen und pandemiebedingter Zusatzausgaben. Auch vom Export kamen merklich positive Konjunkturimpulse. Dennoch ergebe sich der Wertschöpfungsausfall in Höhe von fast 350 Milliarden Euro. Auch in den kommenden Quartalen werde es zu beträchtlichen Einbußen kommen - im Vergleich zu einer pandemiefreien Zeit. Die Einbußen könnten sich allein im ersten Quartal 2022 auf weitere 50 Milliarden Euro belaufen, wenn es infolge der Omikron-Welle zu deutlichen Beeinträchtigungen im Wirtschaftsleben komme.
Quelle: ntv.de, Andreas Hoenig, dpa